
Argumentieren, Manipulieren, Überzeugen
Überzeugungsvermögen beschreibt die Fähigkeit, sich in der kommunikativen Auseinandersetzung mit anderen argumentativ behaupten zu können, d.h. durch Sachinhalte, Rhetorik und Ausstrahlung den eigenen Standpunkt so weit wie möglich gegen entgegengesetzte Argumentationen zu etablieren oder zu behaupten.
Überzeugungsvermögen stellt somit besonders auf die argumentative Kompetenz ab, d.h. durch Einsatz von Argumentationstechniken, Logik und Dialektik den anderen tatsächlich zu überzeugen und nicht nur zu „überreden“. Das oftmals in gleichen Kontexten genannte Durchsetzungsvermögen impliziert zusätzlich, im Zweifel auch auf Manipulationstechniken, Berufung auf Macht, Belohnungs- und Bestrafungsmöglichkeiten und rhetorische Geschicklichkeit in Form von verbalen Angriffen, Schlagfertigkeit oder Eristik zurückzugreifen, um eigene Interessen und Standpunkte zu etablieren und/oder zu behaupten.
Wie alle Soft Skills kann Überzeugungsvermögen auf drei Ebenen betrachtet und trainiert werden:
- Auf der mentalen Ebene von Einstellungen, Haltungen und Glaubenssätzen,
- auf der Ebene der Modelle mit der Vermittlung von Grundwissen und für das Verständnis nützlichen Erklärungskonzepten und
- auf der Ebene der Methoden mit vor allem Kommunikationstechniken.
Auf der mentalen Ebene geht es beim Überzeugungsvermögen konkret zum Beispiel um die Einstellung gegenüber Manipulationstechniken, auf der Ebene der Modelle um Begriffe wie Eristik, Dialektik, Reaktanz sowie zum Beispiel das Konzept der Macht des schwächsten Arguments. Die Dimension der Methoden im Umfeld der Soft Skill Durchsetzungvermögen umfasst zum Beispiel Techniken wie die Argumentation mit sozialer Bewährtheit, den Einsatz von Ähnlichkeit, Attraktivität und Sympathie, die so genannte Präzisionsfalle, die Technik der Stimmsenkung, die Nutzung des Reziprozitätsprinzips und viele weitere mehr.
Nutzen des Trainings von Überzeugungsvermögen
- Sie können Ihre Interessen und Standpunkte auch gegen Widerstand und gegenteilige Meinungen etablieren und behaupten.
- Sie verschaffen sich in Verhandlungen um Ressourcen und Ressourcenverteilung ausreichend Vorteile.
- Sie können sich im Zweifel unter Nutzung geeigneter Mittel auch durchsetzen, wenn Sie nicht Recht haben oder eine alternative Meinung ebenso Gültigkeit hat.
- Sie können in Diskussionsrunden sicher und überzeugend auftreten.
- Sie gewinnen Gesprächspartner für sich und Ihre Ideen, ohne sie zu überreden.
Überzeugungsvermögen im Soft Skills Würfel
Überzeugungs- und Durchsetzungsvermögen ist Bestandteil der Kompetenzfelder:
Überzeugungsvermögen fällt in den Bereich der kommunikativen Kompetenz, da diese Fähigkeit zu einem Großteil von der individuellen Ausdrucksfähigkeit des Agierenden und Kommunikationsfähigkeiten im Kontext von Rhetorik und Argumentation bestimmt wird, sieht man einmal von äußeren Rahmenbedingungen wie dem Machtgefüge und der sonstiger Einflussfaktoren ab.
Überzeugungsvermögen ist zudem Bestandteil des Kompetenzfeldes „Führungskompetenz“, da eine Führungskraft im Rahmen des Delegierens und Motivierens in der Lage sein muss, Mitarbeiter von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen und Aufgaben zu überzeugen und im Zweifel auch gegen Widerstand kraft seiner Befugnisse und Kompetenzen (im doppelten Sinne) durchzusetzen.
Wichtige Begriffe im Kontext von Überzeugungs- und Durchsetzungsvermögen, die zum Teil weitgehend synonym zu verwenden oder unterstützende Kompetenzen sind:
- Argumentation, Argumentationsstärke, Argumentationstechniken
- Durchsetzung, Durchsetzungsvermögen
- Manipulation, Manipulationstechniken
- Rhetorik, Dialektik, Eristik, Schlagfertigkeit
Richtig gut und gekonnt argumentieren …
Argumentieren: Die Kunst der überzeugenden Kommunikation Wer gekonnt argumentieren kann, besitzt eine der wichtigsten Fähigkeiten im privaten und beruflichen Alltag. Ob in hitzigen Debatten, konstruktiven Teamgesprächen oder beim Verfassen einer fundierten Erörterung – die Fähigkeit, schlüssige Argumente zu formulieren, ist essenziell. Argumentieren bedeutet, die eigenen Gedanken klar zu strukturieren und diese so zu präsentieren, dass…
Einwandbehandlung in der Argumentation: Mit den richtigen Methoden / Techniken gegen Einwände + Vorwände vorgehen
Wie gut kennen Sie sich mit Einwandbehandlungen aus? – Wer ein Produkt verkaufen möchte, muss erst einmal potentielle Kunden von den Vorzügen dieses Produkts oder einer speziellen Dienstleistung überzeugen (siehe Neukundenakquise). Neben einem wirklichen Mehrwert des Produkts für den Käufer muss der Verkäufer dabei aber auch oft rhetorisches Geschick beweisen. Nicht immer sind Menschen leicht zu…
Zitate rund um Überzeugen und Argumentation
Wer seinen Willen durchsetzen will, muss leise sprechen.
Jean Girodoux
Es gibt viele, die uns etwas einreden wollen, und wenige, die uns ausreden lassen.
Pietro Corelie
Mehr zum Thema auf www.soft-skills.com
Bedenkenträger-Killerphrasen kontern: „Wenn X gegeben/gelöst/geklärt ist – sind Sie dann dafür?“
Eine Herausforderung im Kontext von Schlagfertigkeit ist der Umgang mit Killerphrasen. Derer gibt es verschiedene Typen. Ein Typ, den man häufiger im beruflichen Kontext findet, sind sogenannte „Bedenkenträger“-Killerphrasen. Klassische Beispiele für solche Einwürfe, die man sich z.B. in Meetings oder Präsentationen anhören muss: „Dafür fehlt uns die Zeit.“ „Dafür fehlt uns das Geld.“ „Dafür haben…
Reaktanz (als Konzept in der Psychologie): Widerstand verstehen und abbauen
Reaktanztheorie: Was ist Reaktanz und wie lässt sie sich reduzieren? Wir wehren uns, wenn man uns etwas wegnehmen will, was wir sicher glaubten. Wir spüren innerlichen Widerstand, wenn man uns etwas verbietet, das wir wollen, ggf. vorher schon durften und/oder als selbstverständlich betrachten. Wir wollen gerade die Option, die uns verwehrt wird. Und wir wollen…
Weiterlesen … Reaktanz (als Konzept in der Psychologie): Widerstand verstehen und abbauen
Die Methode der „umgekehrten Psychologie“
Umgekehrte Psychologie? – Ob man es nur eine geschickte Manipulation nennt oder die Kunst der Überzeugung: Mit Strategien der „umgekehrten Psychologie“ erreicht man sein Ziel häufig auf eine nicht ganz faire Weise. Das Gegenüber merkt oft nicht, wohin man es lenkt – und zwar, weil man ihm absichtsvoll suggeriert, es solle etwas NICHT tun, obwohl…
Wortgewandtheit trainieren, lernen, üben (+ Definition, Synonyme)
Kann man Wortgewandtheit lernen? Redegewandtheit, Redegeschick: Kann jemand, der trotz fachlicher Kompetenz vor anderen ins Stottern kommt, seine Wortgewandtheit verbessern und eloquent sein? Was ist überhaupt Eloquenz? Was heißt „wortgewandt sein“? Wortgewandtheit Definition – flüssig sprechen, andere überzeugen, einen reichen Wortschatz haben, sich treffsicher ausdrücken Wenn jemand von Beredsamkeit oder Wortgewandtheit spricht, meint er jemanden,…
Weiterlesen … Wortgewandtheit trainieren, lernen, üben (+ Definition, Synonyme)