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Empathie als Soft Skill im Kompetenzfeld „Personale Kompetenz“ des Soft Skills Würfels

Empathie als Soft Skill im Kompetenzfeld "Personale Kompetenz" des Soft Skills Würfels

Empathie und Einfühlungsvermögen

Empathie (Einfühlungsvermögen) ist die Fähigkeit, sich in die Gedanken, Gefühle und das Weltbild von anderen hineinzuversetzen. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „empatheia“ für „Einfühlung“ ab. Empathie impliziert, Gedanken und Gefühle des Anderen so weit wie möglich zu erkennen und aus dem Weltbild (d.h. der Sichtweise und Perspektive) des anderen zu interpretieren.

Die Kunst zuzuhören und den anderen zu verstehen

Hier liegt der wirklich entscheidende Punkt: Es geht nicht darum, die Gedanken, Aussagen und Emotionen des Anderen aus einer eigenen Perspektive oder einer pseudo-rationalen / pseudo-objektiven Sichtweise zu werten, sondern zu versuchen zu verstehen, was den Anderen aus seinem Weltbild und seinem Erfahrungshorizont heraus zu bestimmten Handlungen und Meinungen bewegt.

Einfühlungsvermögen ist ein elementares Soft Skill. Wer für die Wünsche, Sorgen und Gefühle anderer Menschen taub ist, wird allgemein als „sozial inkompetent“ wahrgenommen. Wer gut zuhören kann, seine Gesprächspartner respektiert und auf diese „einfühlsam“ eingeht, wird hingegen als sehr sympathischer Mensch erlebt – und zwar nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch im Berufsleben. Ein Mangel an Einfühlungsvermögen kommt hingegen in der Wahrnehmung vieler Menschen einem Mangel an Menschlichkeit gleich.

Dabei geht Empathie nicht zwangsläufig nur in Richtung Trost, Unterstützung bei Trauer und Sorgen, wie es häufig auf den ersten Blick verstanden wird. Empathie erstreckt sich vielmehr auf das weite Feld von „Verständnis“. Dazu gehört auch, außerhalb intimer Gespräche zwischen zwei Menschen, von denen einer vielleicht ein bestimmtes Problem beklagt, andere Menschen und deren Beweggründe im Alltag zu verstehen. Das impliziert in der Praxis zum Beispiel Verständnis für Eitelkeiten, persönliche Steckenpferde und bestimmte Verhaltensweisen wie Geltungssucht, Profiliergehabe, Rechthaberei, Überheblichkeit, Arroganz o.ä. zu haben. Mit Verständnis ist dabei nie zwangsläufig gemeint, dass Sie etwas auch gutheißen. Aber es macht im Sinne von Einfühlungsvermögen und der Wahrnehmung Ihrer Empathie durch den Anderen schon Sinn, dass Sie „verstehen“ oder zu verstehen versuchen, was den anderen antreibt, motiviert und geprägt hat.

Empathie (© fotodo/Fotolia)

Empathie (© fotodo/Fotolia)

Exkurs: Typische Verdächtige mit „wenig Empathie“

Empathie fehlt typischerweise besonders häufig bei zwei Gruppen von Menschen, die regelmäßig glauben, auf Einfühlungsvermögen verzichten zu können. Die erste Gruppe umfasst die Art von Führungskräften, die ihre Interessen durch ihre legitimierte Macht, ihren Status und ihre offiziell zugesprochene Führungsrolle durchsetzen. Sie nutzen die ihnen zur Verfügung stehenden Belohnungs- und Bestrafungsmechanismen, statt sich wirklich in die Menschen hineinzuversetzen, mit denen sie in einer primär befehlsartigen Form umgehen. Die andere Gruppe von Menschen und Mitarbeitern, in denen sich regelmäßig besondere Defizite im Bereich der Soft Skills allgemein und im Bereich der Empathie konkret ausmachen lassen, besteht aus vorwiegend technisch ausgebildeten Menschen. Diese definieren sich und ihren Selbstwert häufig an ihrem fachlichen Know-how. Im Weltbild der „Techniker“ oder „Techies“ sind es primär Fachkompetenz, technischer Fortschritt und harte (technische) Fakten, welche den Erfolg ausmachen. Einige neigen dazu, die Rolle und Bedeutung von Soft Skills länger zu negieren, andere erkennen früher oder später, dass Fachwissen allein in einer ganzheitlichen Sichtweise nicht der alleinige Ausschlag gebende Faktor für Erfolg und Zufriedenheit im Berufsleben ist. Je mehr diese Erkenntnis dann fortschreitet, umso eher beginnen auch sie zu lernen, Empathie im Alltag durch hilfreiche mentale Veränderungen und den gezielten Einsatz passender Techniken zu nutzen.

Wenn Sie Ihr Einfühlungsvermögen verbessern möchten, sollten Sie nach Empfehlungen verschiedener Trainer vor allen Dingen in drei Bereichen trainieren: Sie sollten

  • erstens Ihre Fähigkeiten verbessern, Menschen zuzuhören und deren Motive und Beweggründe (Motivation) zu erfahren.
  • Sie sollten Ihre Sinneswahrnehmung bezüglich der Körpersprache Ihrer Mitmenschen schärfen und
  • drittens durch ein solides Grundwissen um Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler diese so weit möglich vermeiden.

Im Detail geht es dabei oftmals um das

  • Erlernen bestimmter kommunikativer Strategien wie zum Beispiel bestimmter Fragetechniken,
  • das Erlernen von „Aktivem Zuhören“ und
  • das Erwerben von Wissen um Typologien von Menschen – die nie eine „Wahrheit“ sondern lediglich eine Hilfe bei der Einschätzung von Menschen sind.

Letztlich ist ein wichtiger Aspekt von Empathie die Menschenkenntnis.

Nutzen des Trainings von Empathie

  • Einfühlungsvermögen ermöglicht auf präventiver Ebene die Verhinderung von Konflikten und bei vorhandenen Konflikten die weitere Konflikteskalation. Voraussetzung ist, dass sich die Beteiligten in die Lage, Gedanken und Gefühle des jeweils Anderen hineinversetzen und so bereits in einem frühen Konfliktstadium mögliche Probleme und ihre Ursachen erkennen.
  • Einfühlungsvermögen ermöglicht Ihnen, anderen Menschen effektiv und effizient zu helfen, indem Sie aus der Perspektive des Betroffenen heraus nach Lösungen suchen, Trost spenden und Situationen zutreffend verstehen und interpretieren.
  • Einfühlungsvermögen steigert insgesamt die Effektivität und Effizienz Ihrer Kommunikation, da Sie durch den Wechsel in die Perspektive des anderen so kommunizieren und argumentieren können, dass Ihre Kommunikation für Ihr Gegenüber maximal relevant ist, indem Sie ihm zum Beispiel die Argumente präsentieren, für die er aufgrund seiner Perspektive, seines Standpunkts und seines Weltbilds empfänglich ist.
  • Sie wissen mit den eigenen Emotionen und den von anderen so umzugehen, dass diese für Sie und nicht gegen Sie arbeiten.
  • Sie werden als „sozial kompetenz“ wahrgenommen und als sympathisch erlebt, weil Sie sich auf den Anderen als Mensch und dessen Sorgen, Ängste, Nöte und sonstigen Emotionen einlassen.

Einordnung von Empathie im Soft Skills Würfel

Probieren Sie den interaktiven Soft Skills Würfel: Drehen und zu einzelnen Skills springen - Funktioniert per Touch, Tastatur, Maus :-)
© André Moritz, www.soft-skills.com

Einfühlungsvermögen ist in meinem Modell des Soft Skills Würfels aufgrund seiner elementaren Bedeutung für Ihre Kommunikation und Ihre sozialen Interaktionen in den drei folgenden Kompetenzfeldern enthalten:

Einfühlungsvermögen ist eine elementare Fähigkeit im Umgang mit anderen Menschen, da es die Kommunikation als wichtigsten Prozess im Rahmen sozialer Beziehungen verbessert. Diese Verbesserung ist gekennzeichnet durch weniger Missverständnisse, seltenere Konflikteskalationen und eine schnellere Realisierung gewünschter Kommunikationsziele.

Realisiert wird diese Verbesserung dadurch, dass mit Einfühlungsvermögen die Kommunikation gegenüber Anderen für diese relevanter wird, wenn Sie für die Lage und Sichtweise des Anderen argumentieren, weil Sie seine Situation verstehen. In dem Maße, wie durch Einfühlungsvermögen die Kommunikation verbessert wird (kommunikative Kompetenz), verbessert sich in der Regel auch die Beziehung der Kommunikations- und Interaktionspartner (soziale Kompetenz). Die Schnittmenge zur personalen Kompetenz besteht vor allem in methodischen Aspekten, d.h. Techniken, die das Verständnis des anderen Standpunkts, der anderen Situation, der anderen Perspektive fördern.

Wichtige Schnittmengen von Empathie bestehen vor allen Dingen zu folgenden Soft Skills:

Die Schnittmenge zum Soft Skill Menschenkenntnis ergibt sich daraus, dass für Einfühlungsvermögen auch ein grundlegendes Verständnis von den Unterschieden und Gemeinsamkeiten verschiedener Menschen gehört. Die Kenntnis um und das Verständnis von verschiedenen Typologien und Temperamenten von Menschen, deren unterschiedlicher Weltbilder, Erfahrungen und Prioritäten unterstützt die Fähigkeit zu Empathie und deren praktische Umsetzung im Alltag enorm.

Die Schnittstelle zur Intra- und Interkulturellen Kompetenz ergibt sich ebenso aus den unterschiedlichen Weltbildern, welche individuell und kulturell geprägt werden. Daraus ergeben sich verschiedene Wertvorstellung (Wertesysteme), Glaubensätze (Glaubenssysteme) und damit verbunden verschiedene Motive, Motivationen, Präferenzen und Prioritäten.

Die Soft Skill Nonverbale Sensibilität mit ihren Teilgebieten der Körpersprache und Stimmqualität hat insofern eine Schnittmenge zur Soft Skill Empathie, als Einfühlungsvermögen nicht immer nur auf verbaler Ebene funktioniert, sondern häufig auch die Wahrnehmung und richtige Interpretation von körpersprachlichen Signalen oder dem Klang, Unterton der Stimme, der Sprechgeschwindigkeit, der Lautstärke entscheidende Mittel dafür sind, den anderen zu verstehen und einfühlsam zu begegnen.

Die Soft Skills Kritikkompetenz und Konfliktkompetenz stehen in engem Zusammenhang mit Empathie, weil es gerade beim Geben von Feedback und Kritik wichtig ist, dem anderen konstruktiv Rückmeldung über sein Handeln und seine Ergebnisse zu liefern, ohne ihm/ihr dabei vor den Kopf zu stoßen. Dafür ist es notwendig, bei der Bewertung auch die Lage, Perspektive, Sichtweise, den Erfahrungshintergrund und die Fähigkeiten des Betroffenen zu berücksichtigen und das Feedback auch aus dieser Sichtweise heraus zu geben. Für die Konfliktkompetenz und die Fähigkeiten im Rahmen von Konfliktmanagement kann Empathie ein wesentlicher Schlüssel sein, weil es Streitparteien schneller auf den Boden „objektiver“ Tatsachen holt, Verständnis für den jeweils anderen Standpunkt fördert und somit vor allen Dingen emotionale Eskalationen verhindert.

Schnittmengen zur Soft Skill Motivierungsvermögen bestehen insofern, als Einfühlungsvermögen und Empathie ermöglichen, die Präferenzen, Wünsche aber auch Probleme und Sorgen Anderer zu verstehen und die Aufgabenübertragung, das „Job Design“ und „Assignment“ – wie es neudeutsch heißt – und die Kommunikation im zwischenmenschlichen Umgang darauf auszurichten.

Beiträge zum Thema Empathie auf www.soft-skills.com im Überblick:

DISG Modell | Dominant, stetig, initiativ, gewissenhaft als Dimensionen der Persönlichkeit

DISG Modell | dominant stetig initiativ gewissenhaft (© Pathfinder / Fotolia)

Das DISG Persönlichkeitsprofil / Modell verstehen
Manchmal will ein Gespräch einfach nicht in Gang kommen. Man hat das Gefühl, nicht richtig auf den anderen reagieren zu können, die Kommunikation gerät immer wieder ins Stocken oder man …

Empathisch sein? – Definition, Bedeutung und Wege, um empathischer zu werden

Empathisch Definition Bedeutung Training (© stmool / Fotolia)

Was genau heißt empathisch?
Der Begriff empathisch ist heute in aller Munde. In seiner grundsätzlichen Bedeutung verbinden viele Menschen mit dem Wort empathisch positive Eigenschaften, die in Richtung Sympathie, Menschenkenntnis und Mitgefühl für andere gehen. Solche …

Ungebetene Ratschläge – gar nicht erst geben, und: Wie damit umgehen?

Ungebetene Ratschläge vermeiden, Umgang mit ungefragtem Rat (© lassedesignen / Fotolia)

Ungebetene „Gute Ratschläge“ und die Grundsätze konfliktreduzierter Kommunikation
Die meisten Ratschläge sind gut gemeint. Sie entstehen aus dem Bedürfnis zu helfen und wollen dazu beitragen, dass der andere sein Problem löst oder seine Aufgabe bewältigen kann. …

Soziale Intelligenz – was ist das?
Erklärung, Definition. Wie fördern / lernen?

Soziale Intelligenz (© stmool / Fotolia)

Soziale Intelligenz was ist das eigentlich?
Es gibt eine Anzahl von Merkmalen, mit denen Soziale Intelligenz in der Psychologie beschrieben werden kann. Kurz gesagt handelt es sich um die Fähigkeit, andere zu verstehen und mit ihnen …

JOHARI-Fenster

Das JOHARI-Fenster mit seinen vier Quadranten (© thingamajiggs / Fotolia)

Im Jahre 1955 wurde das Johari-Fenster in den USA von Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt (Namensgebung aus den beiden Vornamen Joseph und Harry abgeleitet!) und spielt seitdem eine große Rolle in der Sozialpsychologie, speziell …

Kriterien-Hierarchie analysieren: Was ist des anderen wichtigster Wert?

Was ist Dir wichtig? - Kriterienhierarchie-Analyse (© pathdoc / Fotolia)

Werte und Kriterien für unsere Entscheidungen
Menschen zu kennen bedeutet meist auch zu wissen, was diesen Menschen wichtig ist. Die Werte eines Menschen zu kennen, hilft dabei, sein Denken, Entscheiden und Handeln zu verstehen. Die meisten …

Inhaltliches Paraphrasieren

Inhaltliches Paraphrasieren / Zusammenfassen: Was ich gehört habe, was du gesagt hast... (© Minerva Studio / Fotolia)

Umschreiben und Zusammenfassen, was der Andere gesagt hat
Paraphrasieren ist die Methode der Wahl im Rahmen des „Umschreibenden Zuhörens“ und des „Aktiven Zuhörens„. Paraphrasieren heißt Wiedergeben, wobei je nach Autor und Trainer dies tendenziell als wortwörtliches …

Die vier Arten des Zuhörens

Ehrlich richtig aufmerksam zuhören (© Faber Visum / Fotolia)

Einfühlungsvermögen (Empathie) hat viel mit richtigen Zuhören zu tun. Was dabei als „richtig“ erachtet wird, hängt vom individuellen Ziel und der eigenen Einstellung zum Gesprächspartner und zum Thema zusammen. Grundsätzlich ist es für das Verständnis …

Affektblindheit und neuronale Überfälle: Warum wir manchmal ausrasten

Anschreien, Ausrasten, Durchdrehen (© ArTo / Fotolia)

Das Konzept der „Affektblindheit“ (mitunter auch „neuronale Überfälle“ genannt) besagt im Ergebnis der Studien vieler Gehirnforscher, dass in kritischen Situationen Bereiche des aus der Urzeit der menschlichen Evolution stammenden Stammhirns (Reptilienhirns) die Kontrolle über unser …

Verbalisierung von Fremdgefühlen: Die Gefühle des Anderen in Worte kleiden

Gefühle des Anderen ausdrücken und so empathisch Verständnis zeigen (© Andreas Wolf / Fotolia)

Der wesentliche Unterschied zwischen der dritten und vierten Art des Zuhörens („Umschreibendes Zuhören“ und „Aktives Zuhören“) liegt darin, die beim Gegenüber in seiner Aussage mitschwingenden Gefühle, allgemeiner die Informationen auf der Selbstoffenbarungsebene zu erkennen und …

Empathie als Soft Skill im Soft Skills Würfel von André Moritz

Empathie als Soft Skill im Soft Skills Würfel von André Moritz (www.soft-skills.com)

Empathie und Einfühlungsvermögen
Empathie (Einfühlungsvermögen) ist die Fähigkeit, sich in die Gedanken, Gefühle und das Weltbild von anderen hineinzuversetzen. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort „empatheia“ für „Einfühlung“ ab. Empathie impliziert, Gedanken und Gefühle des …

Zitate rund um Empathie und Einfühlungsvermögen

„Wenn es ein Geheimnis des Erfolgs gibt, so ist es das, den Standpunkt des anderen zu verstehen und die Dinge mit seinen Augen zu sehen.“ Henry Ford

„Einfühlungsvermögen? Das Vermögen, das sich am besten verzinst.“ Günter Radtke, dt. Journalist und Schriftsteller

„Missverständnis? Die häufigste Form menschlicher Kommunikation.“ Peter Benary, dt. Musikwissenschaftler und Aphoristiker

„Wenn du die Menschen verstehen willst, darfst du nicht auf ihre Reden achten.“ Antoine de Saint-Exupéry, frz. Flieger und Schriftsteller

„Einer der Gründe, warum man in Konversationen so selten verständige und angenehme Partner findet, ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das dachte, was er sagen will, als genau auf das zu antworten, was man zu ihm sagt.“ Francois de la Rouchefoucauld, frz. Schriftsteller

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