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„Eidgenossen-Effekt“ / „Extended Contact Effect“

Wie führt man getrennte Gruppen mit gegenseitigen Vorurteilen zusammen oder einander näher? (© Andre Bonn / Fotolia)

Gruppen-übergreifende Vorurteile: Kontakt zur anderen Gruppe baut Vorurteile ab

Ein hilfreiches Konzept, um verschiedene Gruppen zu einem Gesamtteam zusammenführen zu können, ist u.a. als „Eidgenossen-Effekt“ und „Extended Contact Effect“ bekannt. Dabei geht es um das Phänomen, dass sich Vorurteile gegenüber anderen Menschen und anderen Gruppen auflösen, sobald jemand aus der eigenen Gruppe jemanden aus der anderen Gruppe näher kennt.

Ist jemand gar mit einem Mitglieder ein anderen Gruppe befreundet – sei es ein anderes Team im Unternehmen, jemand aus einem anderen Land oder Kulturkreis – fallen die meisten Vorurteile fast automatisch in sich zusammen bzw. werden nicht mehr öffentlich geäußert und verbreitet.

Fremde Gruppen und ihre Gruppenmitglieder bleiben demnach so lange „verdächtig“, bis jemand aus dem eigenen Umfeld jemanden aus dem anderen Umfeld kennt und gutheißt. Dies erklärt sich über das Prinzip des vererbten Vertrauens: Wenn ich dir vertraue, und du vertraust einem Dritten, vertraue ich in der Regel auch diesem Dritten ein gutes Stück, ohne ihn weiter zu kennen. Dieses Prinzip nutzen zum Beispiel auch Suchmaschinen wie Google, um vertrauenswürdige Seiten von nicht vertrauenswürdigen zu unterscheiden und die Platzierung einer Website in den Suchergebnissen zu bestimmen.

Effekt nutzen, um Teams zusammenzuführen

Als Teamleiter oder Konfliktmanager in einem Team kann diese Erkenntnis gezielt genutzt werden, zum Beispiel beim Zusammenführen (Fusionen) von Teams, Abteilungen oder Unternehmen. Sobald jemand in einem Team einen Kontakt zur anderen Gruppe hat und diesen Kontakt öffentlich als positiv herausstellt, kann damit eine anfänglich feindliche Stimmung gegen die Zusammenlegung in eine freundlichere Haltung gewandelt werden. Es ist somit hilfreich, besonders inoffizielle Teamführer der einen Gruppe gezielt mit inoffiziellen Teamführern der anderen Gruppe in Kontakt zu bringen und eine positive Beziehung zwischen diesen zu fördern. Gelingt dies, können beide in ihren Bereichen aktiv als Multiplikatoren fungieren und die Nachricht verbreiten, der/die andere(n) wären völlig in Ordnung.

Auf diese Weise lassen sich zwischenmenschliche Barrieren und Vorurteile gezielt abbauen und eine erfolgreiche Zusammenlegung von Bereichen gezielt unterstützen. Hier zeigt sich jedoch auch, wie viel Politik hinter den Kulissen in Unternehmen gespielt werden muss und auch gespielt wird.

Wenn man sich nur halbwegs kennt, verpuffen die meisten Vorurteile. Das erklärt zum Beispiel auch, warum kleinere soziale Netzwerke und zum Beispiel auch kleinere Länder meist einen höheren Zusammenhalt in der Bevölkerung und mithin eine höhere Zufriedenheit aufweisen und weniger unter gegeneinander gerichtete Antipathien und Gewalt leiden. Länder wie zum Beispiel die Schweiz sind hier bevorteilt – daher kommt auch die Bezeichnung des beschriebenen Phänomens als „Eidgenossen-Effekt“.

Zusammenfassung: Extended Contact Effekt

  • Vorurteile zwischen Gruppen bestehen nur, bis jemand aus der eigenen Gruppe jemanden aus der anderen Gruppe kennt und wertschätzt.
  • Dieser Effekt kann bei Zusammenführungen von Teams, Abteilungen und Unternehmen aktiv genutzt werden, indem Schlüsselpersonen miteinander positiv in Kontakt gebracht werden und dann in ihren Bereichen als positive Botschafter und Multiplikatoren wirken, um typische zwischenmenschliche Barrieren solcher Zusammenlegungen im Vorfeld zu bearbeiten.

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