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Entschuldigen richtig gemacht | DOs & DONTs der Entschuldigung

Entschuldigungen: Entschuldigen richtig gemacht - DOs & DONTs der Entschuldigung (© anantaradhika / Fotolia)

Entschuldigung – ohne Wenn und Aber

Jeder macht Fehler, kränkt oder schädigt sogar einen anderen Menschen. Um die Beziehung zu ihm wieder in Ordnung zu bringen, ist eine Entschuldigung angebracht, muss man um Verzeihung bitten. Eigentlich kann sich der „Täter“ gar nicht entschuldigen, er kann sein „Opfer“ nur bitten, ihn zu entschuldigen, das heißt ihm zu verzeihen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Entschuldigung) Wie aber sollten Entschuldigungen bzw. eine Bitte um Entschuldigung aussehen, damit sie vom anderen angenommen und langfristig die Beziehung wieder in Ordnung gebracht wird?

Sogar Gegenstand der Wissenschaft

entschuldigen zeugt von GrößeGanz wichtig: Sich zu entschuldigen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Charakterstärke. Da Vergebung und Versöhnung zu den Grundlagen der Beziehung und Kommunikation zwischen Menschen gehören, wird das Thema „Entschuldigung annehmen“ sogar von der Wissenschaft untersucht. So fanden US-amerikanische Forscher der Ohio State University in zwei Studien mit 700 Teilnehmern heraus, was eine Bitte um Entschuldigung enthalten sollte, damit sie überzeugt. (https://www.galileo.tv/life/in-6-schritten-zur-perfekten-entschuldigung/)

  • Unbedingt sollte der um Verzeihung Bittende erklären, was aus seiner Sicht schief gelaufen ist, und
  • dass er sich dafür uneingeschränkt verantwortlich fühlt.
  • Es sollte klar werden, dass er Reue empfindet und
  • anders handeln würde, könnte er die Zeit zurück drehen.
  • Auch ernst gemeinte Angebote, den Schaden wieder gutzumachen können hilfreich sein.
  • Und schließlich sollte er um Vergebung bitten.

Die Studie ergab, dass Entschuldigungen umso wirksamer sind, je mehr dieser Elemente sie enthalten. Studienleiter Roy Lewicki stellte fest, dass das Wichtigste dabei die Verantwortlichkeit ist. Dem, der die volle Verantwortung für sein Handeln übernimmt, wird schneller verziehen.

Richtig um Entschuldigung / Verzeihung bitten

Doch auch einige formale Dinge sind zu beachten:

  1. Nicht zu lange warten, bis die Bitte um Vergebung ausgesprochen wird.
  2. Sich persönlich entschuldigen, nicht Dritte darum bitten,
  3. nicht per Whatsapp oder SMS.
  4. Den richtigen Zeitpunkt finden. Auf eine sachliche Atmosphäre achten, also sich erst dann entschuldigen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. (paradisi.de/Freizeit_und_Erholung/Gesellschaft/Sozialverhalten/News/94311.php)

Wer sich aufrichtig entschuldigen möchte, muss sich vom Prinzip des Rechthabens verabschieden und versuchen, die Perspektive des Partners einzunehmen.

Ein Beispiel: Kerstin ist gekränkt, weil ihre Schwester eine langfristige Verabredung zum Grillen mit einer Kerstins Meinung nach fadenscheinigen Begründung abgesagt hat. Dann nicht darüber diskutieren, was die Gründe für die Absage waren, und ob Kerstin recht hat, sauer zu sein oder nicht, sondern nur anerkennen, dass sie sich verletzt fühlt – und den Fehler eingestehen.

Ich-Sätze nutzenWer richtig um Entschuldigung bitten möchte, sollte „Ich“-Sätze benutzen.

  • Also, nicht „Es tut mir leid, dass du verletzt bist“,
  • sondern „Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe“.

Nicht verharmlosenNicht versuchen, die Tat zu rechtfertigen oder zu verharmlosen, also zu sagen:

  • „Du hast das falsch verstanden.“
  • „Oder so schlimm war es doch auch nicht.“

Es geht darum, die Tat zu begründen, die eigene Schuld und den Schmerz des anderen anzuerkennen.

Entschuldigung: Es ist (fast) nie zu spät, sorry zu sagen und sich zu entschuldigen (© WoGi / Fotolia)

Entschuldigung: Es ist (fast) nie zu spät, sorry zu sagen und sich zu entschuldigen (© WoGi / Fotolia)

kein ABER, bitte!Wer Fehler eingestehen möchte, muss das Wort „aber“ aus seinem Sprachschatz verbannen. Es wirkt wie ein verbaler Radiergummi, löscht die Entschuldigung und lässt beim anderen ankommen „Eigentlich ist alles deine Schuld“.

Entschuldigungen Teddybär: I'm sorry, es tut mir leid (Amazon, B00KB45ULE)

Entschuldigungen Teddybär: I’m sorry, es tut mir leid (Amazon, B00KB45ULE)

Konkret heißt das:

  • Nicht sagen „Es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe, aber ich war zu müde.“
  • Besser: „Es tut mir leid, dass ich dich angebrüllt habe. Ich war müde und habe Dinge gesagt, die ich bereue.“

Erklären, wie solche Situationen künftig vermieden werden sollen, zum Beispiel:

  • „Ich werde künftig genauer nachdenken und tief durchatmen, bevor ich rede.“

Wer dem Partner dann noch sagt, was er ihm bedeutet und wie froh er ist, dass es ihn gibt, hat sicher gute Chancen, dass ihm vergeben und verziehen wird. (zeitblueten.com/news/entschuldigung/)

Besser auf „Mea culpa“ verzichten

Noch ein Wort zu „Mea culpa“, das in der Umgangssprache oft ein bisschen ironisch als Bitte um Vergebung und Verzeihung verwendet wird. Es heißt übersetzt „Meine Schuld“ und stammt aus dem Schuldbekenntnis Confiteor („Ich bekenne“), das seit dem 11. Jahrhundert in der katholischen Kirche gesprochen wird. Wer es ehrlich meint mit seiner Bitte um Entschuldigung, sollte auf Entschuldigungssprüche wie ein lässig hingeworfenes „Mea culpa“ verzichten.

Nur nicht zu oft entschuldigen

Sich entschuldigen, zählt da „Je mehr, desto besser“? Ganz klar, nein. Wer sich andauernd wegen Lappalien entschuldigt, signalisiert, dass es ihm an Selbstrespekt fehlt, er sich seines eigenen Wertes nicht bewusst ist. Forscher haben herausgefunden, dass 75 Prozent aller „Tut mir leid“ oder „Sorry“ aus dem Mund von Frauen kommen. (sueddeutsche.de/leben/psychologie-warum-entschuldigen-sich-frauen-staendig…) Das hängt mit ihrer Erziehung zusammen, Frauen schätzen viel mehr Verhaltensweisen als kritikwürdig ein als Männer. Weil aber eine unangebrachte Bitte um Verzeihung den Gesprächspartner irritieren kann, er nun überlegt, was er falsch gemacht haben könnte, wäre es gut, sich das ständige „Entschuldigung für die Umstände“, „Sorry“ oder „Tut mir leid“ abzugewöhnen.

Keine ständigen Entschuldigungen für die Umstände

Dabei kann helfen, eine Liste zu führen, mit der einem bewusst wird, wenn Entschuldigungen nur dazu dienen, netter und bescheidener zu wirken (vgl. Bescheiden sein als Soft Skill?). So kann ein Gefühl dafür entwickelt werden, wenn Entschuldigungssprüche zur Routine werden. Vielleicht ist es dann möglich, die unnötigen Floskeln durch ein Danke zu ersetzen oder durch Humor. Die New Yorkerin Tami Reiss hat sogar eine „Just Not Sorry“-App entwickelt, die ein Bewusstsein für überflüssige Entschuldigungen schafft (bento.de/gadgets/just-not-sorry-app-will-frauen-das-entschuldigen-abgewoehnen-242859/).

Wer jedoch spürt, dass hinter seinen inflationär gebrauchten Entschuldigungen ein schwaches Selbstwertgefühl und Schuldgefühle stecken, die nicht allein aufgearbeitet werden können, sollte über eine Psychotherapie nachdenken.

FAZIT: Nur echte, von Herzen kommende Entschuldigungen bewirken, dass sie verstanden und akzeptiert werden. Nur so wird der andere die Entschuldigung annehmen, Verzeihung gewähren, vergeben. Nur so kann ausgeräumt werden, was zwischen zwei Menschen steht. Nur so kann eine Beziehung repariert werden.

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