Buchtipp: Die narzisstische Gesellschaft: Ein Psychogramm

  • Der Chef ein Narzisst? Ein großspuriges Arschloch, das den Affen macht, blendet, keine Fehler zugeben kann? –
  • Die Schwester ein Häufchen Elend, bei der es mit etwas mehr Selbstbewusstsein doch viel besser laufen könnte, die aber immer nur meint, sie könne das nicht, sie sei nicht gut genug, sie habe es nicht besser verdient? –
  • Und dann noch die überemotionale Mutter, die nie loslassen konnte, die sich immer riesige Sorgen machte, an ihrem Kind noch Jahre nach dessen Eigenständigkeit und Erwachsenseins klammert, die Vorwürfe macht, man melde sich nicht – und die seit Jahren und Jahrzehnten diverseste psychosomatische Beschwerden mit sich rumträgt. –
  • Und dann der arrogant-abgeklärt-kalte Politiker, bei dem „man“ sich fragt, was das eigentlich für „Typen“ sein müssen, angesichts der Art, wie sie sich geben, darstellen und sich im Politik- und Öffentlichkeitszirkus (unterstellt) wohl fühlen und ihre „Show“ abgeben. –
  • Der überzogen kampflustige Gewerkschaftsfunktionär, der sich in seiner Rolle und Macht gefällt und sich in seinem Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit sonnt und als Streiktreiber selbstbewusst Phrasen in die TV-Kamera artikuliert, die (bei aller partiellen Berechtigkeit) den ’normalen‘ Bürger dann doch eher die Stirn runzeln lassen.
  • Und dann noch die zwei neidisch-konkurrierenden Kollegen, die im Wettbewerb stehen um Positionen auf der Konzernleiter, um Jobtitel auf der Visitenkarten bzw. in der E-Mail-Signatur, und sich im Titel „Senior Consultant“, „Director of“ oder dem „Executive“-Etikett bestätigt und anerkannt(er) fühlen. Die wochenlang abends den Onlinekonfigurator für ihren neuen BMW, Audi, Mercedes oder gar Porsche in allen Wegen durchspielen – in Vorfreude darauf, bald ihren Erfolg und Status noch besser, schöner, sportlicher nach Außen darstellen und zeigen zu können. Und sich insgeheim darüber freuen, dass der Nachbar ganz sicher ein wenig neidisch darauf sein wird…
  • Und in aller Überlegung stört schon wieder dieser narzisstische Chef, der so pseudo-empathisch als engagierte gute Führungskraft wirken will, aber eigentlich nur „nach oben schleimt, nach unten tritt“ – und wir uns fragen, wie jemand nur so sein kann bzw. werden konnte…

Sind wir nicht alle ein bisschen narzisstisch?! Kennen wir nicht alle persönlich Beispiele für Narzissten?

Zugegeben: Die obige Auflistung mag etwas überspitzt sein. Aber eigentlich kennt wohl jeder einen oder mehrere der obigen Fälle in seinem Umfeld. Menschen, deren Art und Verhalten uns missfällt und/oder irritiert. Menschen, deren Persönlichkeitszüge und Verhaltensweisen uns fragen machen: „Warum ist der so?“, „Warum macht der das so?“, „Wieso sind die nicht mehr X/Y/Z (entspannter, freundlicher, authentischer, …)?“

Plötzlich sehen wir überall Narzissten, narzisstisches Verhalten und narzisstische Persönlichkeitsstörungen

Wer das Buch «Die narzisstische Gesellschaft» von Hans-Joachim Maaz liest und vollständig gelesen hat, ist danach ein etwas anderer Mensch. Zumindest, was die eigene Wahrnehmung angeht. Und das (geglaubte) Verständnis, was andere Menschen in unserem Umfeld so antreibt und so gemacht hat, wie sie sind. Verständnis für Verhalten, das wir eher nicht für gut, sinnvoll, richtig, hilfreich halten, sondern eher schadend – für die Einzelperson wie auch für Andere.

Doch Vorsicht: Vorsicht vor zu viel angeblichem ‚Verständnis‘, zu viel schneller ‚Weisheit‘ und zu viel ‚Psychologisierung‘. Das Buch birgt eine große Gefahr für den Leser: Man glaubt plötzlich, „man sei jetzt Psychologe“ (Psychoanalytiker, Psychotherapeut). Man „verstehe jetzt das Verhalten anderer“. Und plötzlich sieht man überall Narzissten.

Irgendwie ist jetzt jeder Narzisst…

Der Schulfreund, dem schon immer ein teures, sportliches Auto wichtig war – der ist jetzt plötzlich „Narzisst“, hat eine „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ – wie wir nun zu verstehen glauben. Und sein Auto, wie auch sein Haus und der immer perfekt gepflegte Rasen davor – das alles scheint jetzt eine Außendarstellung eines narzisstischen Größenselbst. Angeberei, Zur-Schau-Stellung und Inszenierung eines Außenbildes, das eine darunter tief verletzte Persönlichkeit verstecken soll. Eine Fassade, die Stärke, Erfolg, Selbstbewusstsein, Beneidenswertheit nach Außen zeigen soll, wo eigentlich nur Selbstunsicherheit und Gefühle von Angst, Minderwertigkeit und das Gefühl von Getriebensein und Erschöpfung dominieren. – Plötzlich erscheint uns also so manches plausibel und plausibler – aber ist es wirklich zutreffend?

Ein Buch, das deprimiert?

Vorsicht zum Zweiten: Das Buch «Die narzisstische Gesellschaft» von Hans-Joachim Maaz ist sicherlich erhellend für jeden, der generell an Psychologie interessiert ist, insbesondere an den Unterthemen Psychoanalyse und Psychotherapie sowie ein Stück weit auch Sozialpsychologie. Es ist lehrreich für Menschen, die selbst narzisstische Züge an sich vermuten oder entdeckt haben. Und für Leser, die Menschen in ihrem Umfeld haben, deren Verhalten eine narzisstische Störung vermuten lässt. Aber: Der Preis, den man für das Lesen bezahlt, ist nicht ganz ohne – und zwar völlig abgesehen vom normalen Kaufpreis. Man ‚bezahlt‘ zusätzlich mindestens noch zweierlei:

  1. Der Preis ist erstens die Tatsache, dass die Lektüre tendenziell als deprimierend empfunden wird. Denn: Maaz hat mehr als 40 Jahre Erfahrung als praktizierender Psychiater und Psychoanalytiker und war lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle. Und wenn er aus dieser Erfahrung heraus schreibt, dass man narzisstische Störungen nicht heilen kann, sondern maximal schlimmeres Unheil für sich selbst und andere eindämmen könne – dann stimmt das nicht gerade froh. Dies gilt umso mehr, als man bei der Lektüre das Gefühl bekommt (um nicht zu sagen: die deprimierende Gewissheit), dass große Teile der Bevölkerung in ihrer Person und Verhalten narzisstisch seien – dass das in einem gewissen Rahmen für unsere ganze Gesellschaft gelte. Denn darauf zielt der Buchtitel «Die narzisstische Gesellschaft» ja auch. Maaz versucht einige Ansätze zu beschreiben, wie man die ganzen Symptomatiken und Auswirkungen narzisstischer Störungen etwas reduzieren kann. Aber man bleibt als Leser zurück mit dem Gefühl: „es ist so“, „es bleibt so“, und „es wird sich wohl auch kaum etwas ändern“ (in unserer Gesellschaft und unserem sozialen Miteinander).Wer eh schon seine Probleme hat mit Aspekten wie: permanenter Wettbewerb in allen Lagen von Wirtschaft, Beruf, Leben; Vergleichsstress, ’sich behaupten‘, Sorge um den Eindruck anderer von einem selbst, die eigene Außendarstellung aber auch die nervige Selbstinszenierung und Selbstdarstellung anderer, Gier, Angeberei, Ellenbogen-Mentalitäten etc. pp. – der wird sich im Buch «Die narzisstische Gesellschaft» bestätigt fühlen. Und sich und seine Gedanken und Gefühle nicht nur bestätigt, sondern konkretisiert, zugespitzt, dramatisiert. Und wenn der Leser dann vom „Fachmann“ hört, dass sich das im Kleinen wie im großen Ganzen nicht ändern werde, ist das nicht gerade motivieren, euphorisierend oder „helfend“.
  2. Der Preis, zweitens, den man potentiell noch zahlen wird: Man wird „auf die Fresse fliegen“ mit seiner laienhaften „Überpsychologisierung“ dank des „neuen Wissens“, dass wir ja alle irgendwie narzisstisch gestört sind oder seien. Es sei unterstellt: Die wenigsten Leser werden sich davon frei machen können, plötzlich im Verhalten anderer an allen möglichen Stellen (angebliches) Kompensationsverhalten zu sehen. Und das spätestens nach dem dritten Bier in der Diskussion auch so kommentieren wollen müssen. Das wird oftmals schlichtweg unzutreffend sein, und gleichzeitig andere nerven, „sich das ständig anhören zu müssen“, dass man „wieder der Meinung sei, dieser oder jene würde ja nur XYZ kompensieren“.

Plausibel? Oder ist „Narzissmus“ nur ein theoretisches Konstrukt, das so schön handhabbar und oft passend ist?

Die (stark) vereinfachte Theorie hinter dem Begriff „Narzissmus“ sagt ja, dass Betroffene in ihrer frühen Jugend und Kindheit einen Mangel an echter Liebe, bedingungsloser Anerkennung, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Verständnis und Beziehungsqualität erlebt haben. (Das muss nicht bedeuten, dass die Eltern nicht maximal und nach bestem Wissen und Gewissen bemüht waren im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten, Fähigkeiten und den vorhandenen Umgebungsbedingungen! Laut Maaz überträgt sich manch Problematik oftmals über Generationen, so dass z.B. traumatische Erlebnisse und psychische Erkrankungen bei einem Großeltern-Teil sich auf ein Elternteil ausgewirkt haben und von diesem trotz allerbestem Einsatz zumindest zu einem Teil durch ihr Verhalten weiter übertragen wurden.) Mit dieser extrem einfachen bzw. vereinfachten Aussage „Als Kind zu wenig Liebe / Anerkennung erlebt“ wird dann als Theorie in den Raum gestellt, dass alles spätere Verhalten dieses Erlebnis oder Nicht-Erlebnis kompensieren und/oder verdrängen helfen soll.

Und da die Vorgehensweise der Menschen, wie sie mit diesem Erlebnis bzw. Nicht-Erlebnis später verhaltenstechnisch umgehen, unterschiedlich ist, hat man mindestens zwei Subtypen von Narzissten ‚konstruiert‘, nämlich das „Größenselbst“ und das „Größenklein“. Diese beiden „Rollen“, in die „der Narzisst“ dann mit seinem „Rollenverhalten“ schlüpfen kann, genügen in der Beobachtung (Psychoanalyse?), um unglaublich viele Problemsituationen und Kontexte zu „erklären“. Und das Gute oder Verfängliche daran: plausibel zu erklären. Es klingt einfach plausibel zu sagen, der Geschäftsmann wolle mit dem Porsche seine Minderwertigkeitskomplexe kompensieren. Und dass er vermutliche eine Minderwertigkeitsproblematik habe, weil er höchstwahrscheinlich in der Kindheit/Jugend nicht genug geliebt, anerkannt, zugehörig war. – Wenn man von außen einen Dritten auf diese Art und Weise schnell „in eine Schublade“ stecken kann, ist das immer hilfreich. Und es ist umso hilfreicher, wenn man eigentlich vielleicht auch gern mal einen Porsche fahren wollen würde. Dann kann man sich damit beruhigen, dass das ja nur („psychologisch fundiert erklärbar“) Angeberei, Kompensationsverhalten, Verdrängung von Minderwertigkeitsgefühlen etc. sei – und man das ja eigentlich auch gar nicht braucht. Weil man selbst ja sowas nicht hat… – Um nicht falsch verstanden zu sein: Möglicherweise stimmt die Vermutung in einigen Fällen, dass da „ein Narzisst“ hinter dem Steuer sitzt. Aber wissen wir das als Laie, und ohne Psychotherapeuten-Ausbildung und Durchführung von 50 Sitzungen mit dem Fahrer? – Nein! – Aber es klingt so schön plausibel. Und entsprechend schnell holen Laien mit Halbwissen dann die Keule des „Narzissmus“-Zuschreibung raus.

Vorsicht vor laienhafter Zuschreibung „narzisstischer Störungen“Das allein – die laienhafte Zuschreibung von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen – wäre ja noch tragbar. Viel schlimmer aus Sicht mancher Fachleute (im Sinne von ausgebildeten Psychologen, Psychotherapeuten aber auch Psychiatern): Dass andere Berufskollegen ebenso vorschnell und/oder unüberlegt das Etikett „narzisstisch gestört“ für den Patienten herausholen. So werden Fälle berichtet, bei denen depressive Patienten zu Psychotherapeuten überwiesen wurden, und dabei schon in der ersten probatorischen Sitzung („Kennenlern-Sitzung“ vor Beginn einer genehmigten Psychotherapie) bescheinigt bekommen, sie hätten vermutlich eine Persönlichkeitsstörung, und zwar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Ob das fachlich fundiert nach einem kurzen Erstgespräch diagnostizierbar ist einerseits fraglich, umso mehr, ob das dem Patienten (vorschnell) kommuniziert werden sollte.

Wiederum andere Psychologen und Psychiater bestreiten die Existenz von „Narzissmus“ als solches generell. So finden sich Standpunkte, die sagen, „das gibt es (eigentlich) (so) nicht“. Es sei ein theoretisches Konstrukt, das vor allem in der Psychoanalyse so oft genutzt, zitiert, ‚diagnostiziert‘ würde, weil es eben so plausibel klänge. Und weil man sehr einfach alle Patienten in diesen Topf werfen könne, mit denen man sonst nicht so recht klar käme bzw. nichts anderes eindeutig diagnostizieren konnte (bisher). Die hätten dann eine Persönlichkeitsstörung

Fazit zu «Die narzisstische Gesellschaft» von Hans-Joachim Maaz:

Insofern gilt:

  1. Das Buch ist äußerst lesenswert, wenn man Narzissmus als Konzept verstehen will.
  2. Es liefert einen tieferen Einstieg in die Welt der Psychoanalyse.
  3. Es gibt uns neue Schubladen, um Verhalten (eigenes und fremdes) einzuordnen.
  4. Die Schilderungen wirken sehr plausibel, wenngleich auch in ihrer fatalistischen Art teilweise deprimierend (fatalistisch im Sinne von: „resigniertem Hinnehmen des Unabänderlichen, unvermeidlichen Schicksalsablaufs“)
  5. Man lernt pathologisch bedingte Antriebe, Interessen und Motivation von Narzissten – und kann damit besser mit entsprechenden Personen und deren Verhalten umgehen (das einem Selbstschutz dient), was äußerst hilfreich sein kann hinsichtlich der Themen Empathie, Konfliktmanagement aber auch im Komplex Selbstbewusstsein.
  6. Man gewinnt als Leser ein tieferes Verständnis von potentiellen Ursachen vieler interpersoneller und intrapersoneller Konflikte, z.B. bestimmten Problemen in Familien, Beziehungsproblemen (warum bei manchen Menschen z.B. Partnerschaften immer wieder todsicher scheitern…) etc.
  7. Lesern ist geraten, das neue, so plausibel wirkende „Wissen“ sehr vorsichtig und kritisch einsetzen, insbesondere was vorschnelle Zuschreibungen von „narzisstischen Störungen“ bei Mitmenschen angeht!
  8. Last but not least: Es empfiehlt sich, auch die Rezensionen auf Amazon zum Buch zu lesen, da hier u.a. auch weitergehende Kritik an den Positionen von Maaz in «Die narzisstische Gesellschaft» artikuliert wird…

Zitate aus diesem Buch:

Die Selbstunsicherheit ist die Schwester der Minderwertigkeit. Alles Handeln, vor allem das neue, noch nicht erprobte Tun, bleibt angstbesetzt, jede ungewohnte Situation wird möglichst gemieden. Rückzug, Passivität oder Vermeidung werden hingegen bevorzugt und in Wechselwirkung damit Phobien, vor allem soziale Phobien gezüchtet. (...) Minderwertigkeit und Selbstunsicherheit sind die Folgen früh erlebter Abwertung, Ablehnung oder mangelnder Bestätigung. (mehr …)

Inhaltsverzeichnis (Auszug)

  1. Narziss - der Mythos
  2. Narzissmus - ein Begriff
    1. Gesunder Narzissmus
    2. Pathologischer Narzissmus
  3. Die Symptome der narzisstischen Störung
  4. Größenselbst und Größenklein
  5. Die narzisstische Störung als Basis der narzisstischen Gesellschaft
  6. Die Folgen narzisstischer Störungen
    1. Die individuelle narzisstische Not
    2. Die unvermeidbaren Konflikte
    3. Die Träger gesellschaftlicher Fehlentwicklung
  7. Die narzisstischen Beziehungsangebote
  8. Die Angst vor Nähe
  9. «Ich halte das Gute nicht aus!»
  10. Der Schatten des Narzissmuss
    1. Die narzisstische Regulationsnotwendigkeit
    2. Die Notwendigkeit des Ersatzleides
  11. Die Abwehr des narzisstischen Makels: Kompensation und Ablenkung
  12. Ethik und narzisstische Abwehr
  13. Männlicher und weiblicher Narzissmus
  14. Narzisstische Regulationsformen in der Folge von Mütterlichkeits- und Väterlichkeitsstörungen
  15. Durch Narzissmuss beförderte Erkrankungen
  16. Narzissmus und Pubertät
  17. Die narzisstische Elternschaft
  18. Die narzisstische Partnerschaft
  19. Der narzisstische Sex
  20. Narzissmus und Altern
  21. Die Therapie der narzisstischen Störungen
  22. Liebe versus Narzissmus
  23. Politik ist narzissmuspflichtig
  24. Bankrott der narzisstischen Gesellschaft
  25. Das Leben auf der Titanic
  26. Vision einer demokratischen Revolution
  27. ...

Offizielle Buchbeschreibung

Unsere Gesellschaft ist in die Narzissmus-Falle geraten. Solange wir keine Mittel und Wege finden, den Narzissmus und die ihm zugrunde liegende Bedürftigkeit zu zähmen, so lange gleichen alle unsere Versuche, die Krise zu überwinden und die gesellschaftlichen Verhältnisse doch noch zum Besseren zu verändern, einem Stühlerücken auf der Titanic. Gier – den Hals nicht voll kriegen zu können, so lautet die mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage nach der tieferen Ursache der Krise unseres Finanz- und Gesellschaftssystems. Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Gier, sei es nach Geld oder anderen Lebensvorteilen, so kann er zeigen, ist Ausdruck einer narzisstischen Störung. Der narzisstische Mensch ist im Kern ein um Anerkennung ringender, stark verunsicherter Mensch. So tut er alles, um die Bestätigung, die er zum Leben braucht, zu erhalten. Diese narzisstische Kompensation bedarf ständig erweiterter Ablenkung durch Konsum, Besitz, Animation und Aktion. Gier ist keine spezifische Charaktereigenschaft etwa von Bankern oder lediglich Folge falscher Anreize: Für Maaz ist sie ein zentrales Symptom der narzisstischen Bedürftigkeit der meisten Bürger der westlichen Konsumgesellschaften. Besonders ausgeprägt ist sie allerdings bei den Trägern gesellschaftlicher Macht anzutreffen: bei Politikern, Managern und Stars.

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© André Moritz, www.soft-skills.com