Fast jeder kennt das Gefühl: Man wacht auf, denkt an den Arbeitstag – und würde am liebsten liegen bleiben. Keine Lust auf das Team-Meeting, null Energie für das Projekt, keine Freude an den Aufgaben. Was steckt hinter dieser Demotivation? Und vor allem: Was kann man dagegen tun?
Motivation ist einer der zentralen Antriebe menschlichen Handelns – und gleichzeitig etwas unglaublich Fragiles. Sie lässt sich nicht erzwingen, nicht kaufen und nicht dauerhaft antrainieren. Aber sie lässt sich fördern, pflegen und in vielen Fällen auch zurückholen.

In diesem Blogpost beleuchten wir zwei zentrale Fragen:
- Was kann man tun, wenn die Motivation im Job fehlt – aus Sicht von Arbeitnehmern, Führungskräften und Geschäftsführern?
- Was passiert eigentlich bei sogenannten Motivationstrainings oder Seminaren zur „Motivierung“ – und wie effektiv sind diese wirklich?
Studie: Laut einer Gallup-Studie (2023) fühlen sich nur etwa 14 % der deutschen Arbeitnehmer:innen „emotional an ihr Unternehmen gebunden“. Die Mehrheit „macht Dienst nach Vorschrift“ – ein klarer Hinweis auf verbreitete Demotivation.
Praxisbeispiel: Laura, Marketing-Spezialistin in einem mittelständischen Unternehmen, merkte nach zwei Jahren: Die täglichen Aufgaben langweilen sie, und sie fühlt sich nicht gehört. In einem Entwicklungsgespräch mit ihrer Teamleitung formulierte sie ihren Wunsch, strategischer zu arbeiten. Ergebnis: Nach einer internen Fortbildung übernahm sie die Kampagnenleitung – mit spürbar mehr Energie und Einsatzfreude.
Teil 1: Fehlende Motivation im Job – was tun?
1. Aus Sicht der Arbeitnehmer:innen
Wenn du selbst betroffen bist und merkst: „Ich habe keine Lust mehr auf meinen Job“, ist das erstmal ein Alarmsignal. Und ein guter Zeitpunkt für ehrliche Selbstreflexion. Fragen, die du dir stellen kannst:
- Was genau demotiviert mich? Ist es das Arbeitsumfeld, die Aufgaben, fehlende Anerkennung, zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten?
- Was hat sich verändert? War die Motivation früher da und ist jetzt weg? Oder war sie nie wirklich da?
- Was wünsche ich mir stattdessen?
Konkrete Maßnahmen für Arbeitnehmer:innen:
- Gespräch suchen: Sprich mit deinem Teamlead oder deiner Führungskraft. Oft sind die Ursachen lösbar – z. B. durch neue Aufgaben, Fortbildungen oder flexiblere Arbeitszeiten.
- Selbstwirksamkeit stärken: Suche dir kleine Projekte, die du selbst gestalten kannst. Erfolgserlebnisse fördern Motivation.
- Ziele neu justieren: Wer ein klares „Warum“ hat, findet leichter ein „Wie“. Reflektiere, ob deine beruflichen Ziele noch zu deiner Lebenssituation passen.
- Mentale Hygiene betreiben: Pausen, Bewegung, Ausgleich zum Job – klingt banal, hat aber direkten Einfluss auf die Motivation. Siehe auch: Stress und Motivation.
2. Aus Sicht von Führungskräften
Führungskräfte haben eine Schlüsselfunktion, wenn es um die Motivation ihrer Teams geht – vgl. unseren Artikel zum Thema Motivierung. Studien zeigen: Der direkte Vorgesetzte hat oft mehr Einfluss auf die Motivation als die Unternehmenskultur selbst.
„Menschen kommen wegen der Aufgabe – und gehen wegen der Führungskraft.“
– Simon Sinek, Leadership-Experte und Bestsellerautor
Was Führungskräfte tun können:
- Individuelle Gespräche führen: Motivation ist persönlich. Finde heraus, was jede*r Einzelne im Team braucht – Lob, Verantwortung, Struktur, Entwicklung?
- Feedback geben – und zuhören: Anerkennung wirkt Wunder. Aber auch aktives Zuhören und echtes Interesse.
- Freiheiten ermöglichen: Autonomie ist ein zentraler Motivationsfaktor. Wer das Gefühl hat, Dinge selbst steuern zu können, bleibt eher engagiert.
- Sinn vermitteln: Menschen wollen wissen, wofür sie etwas tun. Erkläre den Kontext und die Bedeutung von Aufgaben.
Studie:
Eine Befragung der Bertelsmann Stiftung (2022) ergab: 71 % der Beschäftigten sagen, dass gute Führung „entscheidend für ihre Motivation“ ist. Führungskräfte, die zuhören, loben und Entwicklung fördern, steigern die Bindung ans Unternehmen erheblich.

Praxisbeispiel:
Markus, Teamleiter im Kundenservice, führte wöchentliche 1:1-Gespräche ein – 15 Minuten pro Mitarbeiter:in, offen, ohne Agenda. Ergebnis nach drei Monaten: merklich verbesserte Stimmung im Team, niedrigere Krankheitsquote und gestiegene Performance. Die Gespräche schufen Nähe, Klarheit und gegenseitiges Vertrauen – ein echter Motivationsboost.
3. Aus Sicht der Geschäftsführung
Die oberste Ebene hat zwei zentrale Aufgaben in puncto Motivation: den Rahmen setzen – und selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
Was Geschäftsführer:innen tun können:
- Unternehmenskultur pflegen: Eine Kultur der Offenheit, Transparenz und Wertschätzung wirkt motivierend – weit über Gehaltsfragen hinaus.
- Strukturen hinterfragen: Überbordende Bürokratie, starre Hierarchien oder fehlende Entwicklungspfade killen Motivation.
- Vision kommunizieren: Menschen möchten Teil von etwas Größerem sein. Eine klare Vision gibt Orientierung und inspiriert.
- Investitionen ermöglichen: In Weiterbildung, Coaching, Team-Building – wer motivierte Mitarbeiter*innen will, muss bereit sein, darin zu investieren.
Teil 2: Wie funktionieren Motivationstrainings – und was bringen sie wirklich?
„Motivation ist wie ein Muskel – man kann ihn trainieren. Aber er braucht auch Regeneration, Reize und klare Ziele.“
– Vera F. Birkenbihl, Trainerin und Bestsellerautorin
Motivationstrainings boomen. Es gibt sie für Einzelpersonen, Teams und Führungskräfte. Manche dauern einen halben Tag, andere ein ganzes Wochenende. Doch was genau passiert dort – und ist das mehr als heiße Luft?
Was passiert in Motivationstrainings?
Der Begriff „Motivationstraining“ ist nicht geschützt – dahinter kann vieles stecken. Doch oft folgen sie einem ähnlichen Aufbau:
- Selbstreflexion: Die Teilnehmer analysieren ihre aktuelle Situation – Was läuft gut? Wo hakt es? Was sind die Ziele?
- Impuls-Vorträge: Trainer geben psychologische oder neurobiologische Erklärungen, wie Motivation entsteht und erhalten bleibt.
- Methodenvermittlung: Von Zielsetzung (SMART) über Visualisierung bis hin zu Zeitmanagement – es werden Werkzeuge vermittelt, um Motivation praktisch zu unterstützen.
- Gruppenübungen: Rollenspiele, Diskussionsrunden oder kreative Übungen sollen das Gelernte verankern.
- Emotionale Aktivierung: Viele Trainer setzen bewusst auf emotionale Elemente – Musik, Geschichten, Videos – um die Teilnehmenden „abzuholen“.
- Transfer in den Alltag: Idealerweise wird gemeinsam ein Plan erstellt, wie das neue Wissen im Alltag umgesetzt werden kann.
„Seminare geben dir den Kick – aber der Alltag entscheidet, ob du die Richtung hältst.“
– Nico Rose, Wirtschaftspsychologe und Autor von „Motivate Your Boss“
Was bringen solche Trainings wirklich?
Die Wirkung von Motivationstrainings ist umstritten. Warum?
- Kurzfristiger Effekt: Viele Teilnehmer*innen sind direkt nach dem Training motiviert – der berühmte „Seminar-High“. Doch oft verfliegt dieser Effekt nach wenigen Tagen.
- Nachhaltigkeit hängt vom Alltag ab: Ohne Veränderungen im Arbeitsumfeld, bei Führung und Struktur bleibt das Training oft ein isolierter Impuls.
- Wirksamkeit variiert stark: Manche profitieren stark – andere nehmen kaum etwas mit. Das hängt auch von der Offenheit, der Qualität des Trainers und der Gruppendynamik ab.

Was kann ein gutes Motivationstraining leisten – und was nicht?
Leisten kann es:
- Denkanstöße geben
- Emotionale Blockaden lösen
- Werkzeuge und Methoden vermitteln
- Einen geschützten Raum für Reflexion schaffen
Nicht leisten kann es:
- Strukturelle Probleme im Unternehmen lösen
- Eine toxische Unternehmenskultur verändern
- Nachhaltige Veränderung allein bewirken
Fazit: Motivationstrainings sind keine Wundermittel – aber sie können ein wichtiger Baustein sein, wenn sie eingebettet sind in eine größere Strategie.
Motivation neu denken – ein Aufruf
Die zentrale Erkenntnis: Motivation ist kein Zufallsprodukt – sie entsteht im Zusammenspiel von Sinn, Autonomie, Anerkennung und Entwicklung. Und sie betrifft alle Ebenen einer Organisation.
- Für Arbeitnehmer*innen bedeutet das: Verantwortung für die eigene Motivation übernehmen, sich aktiv einbringen, reflektieren.
- Für Führungskräfte heißt das: Menschenführung ernst nehmen, motivationale Barrieren erkennen und abbauen.
- Für Geschäftsführungen bedeutet es: Strukturen schaffen, in denen Motivation gedeihen kann – nicht als Ausnahme, sondern als Normalzustand.
Motivationstrainings können diesen Prozess unterstützen – als Impuls, als Starthilfe, als Perspektivwechsel. Aber sie ersetzen nicht den Alltag.
Denn echte Motivation wächst nicht in einem Seminarraum – sondern im täglichen Miteinander, in kleinen Erfolgen, in echter Wertschätzung.
Zusatz-Tipp: Drei praktische Tools zur Motivationssteigerung im Arbeitsalltag
- Motivations-Tagebuch (z. B. 5 Minuten täglich notieren: Was lief gut? Wofür bin ich dankbar? Was will ich morgen besser machen?)
- Werte-Check: Passt mein Job noch zu meinen persönlichen Werten? (z. B. mit Tools wie dem „Wertekompass“ von Reinhard K. Sprenger)
- Kollegiales Coaching: Regelmäßiger Austausch mit Kolleg:innen auf Augenhöhe – ohne Hierarchie, mit offenem Ohr
Mehr zu Motivierung und Motivation auf www.soft-skills.com
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