www.soft-skills.com » Soziale und kommunikative Kompetenzen für die Pflegefachfrau / den Pflegefachmann

Soft Skills für Pflegefachkräfte

Soft Skills für Pflegefachkräfte | Was braucht der Pflegefachmann oder die Pflegefachfrau von heute an sozialen und kommunikativen Fähigkeiten? (© openlens / Fotolia)

Die neue Ausbildung zum Pflegefachmann / zur Pflegefachfrau

Im Arbeitsbereich der Pflegefachkräfte zählen fachliche Kompetenzen heutzutage fast genauso viel wie Soft Skills. Ohne den nötigen Respekt, ohne Empathie für und Geduld mit Pflegebedürftigen ist man in der Pflegebranche nicht an der richtigen Stelle.

Die charakterliche Eignung wird heute bei vielen Stellenausschreibungen besonders betont. Die solide Ausbildung alleine genügt nicht mehr. Daher ist für Bewerber in Pflegeberufe ratsam, ihre sozialen und kommunikativen Kompetenzen ebenso herauszustellen wie ihr organisatorisches Talent oder ihre körperliche Belastungsfähigkeit.

Pflegekräfte sehen sich nicht erst seit der Corona-Pandemie vor einer Vielzahl verschiedener Aufgaben. Selbst von gut geschulten Fachkräften in Pflegeberufen wird mehr Einsatz erwartet. Das betrifft inzwischen auch Tätigkeiten, für die sie weder eingestellt noch bezahlt werden. Dabei noch Freude am Beruf und echtes Interesse an den Menschen zu haben, die einem anvertraut werden, fällt zuweilen schwer.

Die seelische Belastung in Pflegeberufen sollte vor einer Bewerbung nicht unter den Teppich gekehrt werden. Man sollte sich auf zahlreiche Belastungssituationen einstellen, ohne diese mit nach Hause zu nehmen. Wer sich trotzdem auf eine Stelle in der Pflege bewerben möchte, sollte seine früheren Berufstätigkeiten beschreiben und die dort erworbenen oder gebrauchten Soft Skills herausstellen (vgl. Soft Skills im Lebenslauf darstellen). Diese Fähigkeiten müssen belegt werden. Beispielsweise kann Teamfähigkeit durch eine Position als Teamleiterin samt der dort anfallenden Aufgabenfelder nachgewiesen werden.

Ob Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung: Die Pflege von Alten und Kranken erfordert neben fachlicher Qualifikation auch Einfühlungsvermögen und gute Kommunikationsfähigkeiten. Manche Eigenschaften sollte man mitbringen, einiges kann man in Weiterbildungen noch schulen, und vieles kommt mit der Berufserfahrung aus der Tätigkeit z.B. in der Intensivpflege. (© Alexey Klementiev / Fotolia)
Ob Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung: Die Pflege von Alten und Kranken erfordert neben fachlicher Qualifikation auch Einfühlungsvermögen und gute Kommunikationsfähigkeiten. Manche Eigenschaften sollte man mitbringen, einiges kann man in Weiterbildungen noch schulen, und vieles kommt mit der Berufserfahrung aus der Tätigkeit z.B. in der Intensivpflege. (© Alexey Klementiev / Fotolia)

Welche Soft Skills werden im Pflegeberuf benötigt?

Neben einer soliden Ausbildung, welche die nötige Pflege- und Fachkompetenz liefert, werden in Stellenanzeigen für Pflegekräfte Bewerber gesucht, die Teamfähigkeit besitzen. 56 Prozent aller willkürlich untersuchten 100 Stellengesuche, die auf die explizite Nennung von Soft Skills hin untersucht wurden, setzen diese Fähigkeit an Stelle eins.

Als nachrangige Soft Skills wurden in den untersuchten Stellenanzeigen persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, hohe Verantwortungsbereitschaft, gute Kommunikationsfähigkeit, hohe Sozialkompetenz sowie Flexibilität und Einsatzfreude genannt.

Ob das Bild, das sich aus den untersuchten Stellenangeboten herauslesen lässt, allgemein stimmig ist, ist im Einzelfall zu hinterfragen. Denn auch andere Betonungen der erforderlichen Eigenschaften sind möglich. Manche Soft Skills werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Um mit pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten, ist Empathie eine ganz wichtige Eigenschaft. Wer in stressigen Zeiten oder unter zeitlicher Belastung die Würde des Menschen nicht achtet und Pflegebedürftigen nicht mit Respekt begegnet, ist in Pflegeberufen fehl am Platze. Dass diese Anforderung jedoch explizit in Stellenbeschreibungen auftaucht, ist nicht gesagt. Solche Fähigkeiten sollten eigentlich als selbstverständlich erachtet werden. Ebenso sollten ein liebevoller und mitmenschlicher Umgang und Verständnis für die Nöte und Anliegen pflegebedürftiger Menschen selbstverständlich sein.

Unabhängig vom Grad der Sympathie sollte die Begegnung zwischen beiden Parteien freundlich, professionell und offen sein. Pflegeberufe verlangen nach Menschen, die ein feines Gespür und viel Geduld mit ihren Mitmenschen mitbringen. Denn auch die Interessen und Nöte der Angehörigen von Pflegebedürftigen sind zu beachten.

Dass Pflegekräfte angesichts des Pflegenotstandes und der täglichen Anforderungen im Pflegeberuf auch über organisatorisches Geschick verfügen sollten, ist nachvollziehbar. Unterschätzt wird neben der körperlichen und organisatorischen Belastung oft die psychische Belastung. Auch bei hoher Belastbarkeit gibt es Erlebnisse, die Pflegekräfte mit nach Hause nehmen. Fachkompetenz wird selbstverständlich erwartet. Doch heutzutage wird in Stellenanzeigen nicht mehr in Bewerber unterschieden, die entweder examinierte Altenpfleger oder examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger sind. Die Stellenbeschreibungen beinhalten heutzutage meist die Suche nach examinierten Pflegekräften.

Angesichts des derzeitigen Mangels an Bewerbern können sich die diejenigen, die nach ihrer Ausbildung in Pflegeberufen arbeiten möchten, den Arbeitgeber aussuchen. Ohne den Verweis auf Soft Skills für Pflegefachkräfte, die heutzutage erwartet werden, wird die Stellensuchen aber deutlich schwerer.

Schon in 2020 hat der Gesetzgeber mit dem Pflegeberufereformgesetz auf veränderte Anforderungen im Pflegebereich reagiert. Dabei ging es darum, die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu modernisieren und auf die heutigen Anforderungen anzupassen.
Schon in 2020 hat der Gesetzgeber mit dem Pflegeberufereformgesetz auf veränderte Anforderungen im Pflegebereich reagiert. Dabei ging es darum, die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu modernisieren und auf die heutigen Anforderungen anzupassen.

Wie können Soft Skills in der Ausbildung und danach gefördert werden?

Auch professionelle Pflegekräfte können Soft Skills mittels Coaching oder Fortbildungen trainieren. Themen wie Stressmanagement (Stressbewältigungsvermögen), Umgang mit Kritik, Problemlösekompetenz oder Kundenkommunikation sind in vielen Berufsfeldern relevant. Sie können durch Training verbessert werden. Dafür ist nicht unbedingt ein Kurs nötig, der sich speziell an Pflegekräfte richtet. Doch es ist wichtig, schon beim Bewerbungsgespräch danach zu fragen, ob Fortbildungen, Bildungsurlaub und Coaching vom Arbeitgeber gefördert und bezahlt werden.

Heutzutage müssen Pflegekräfte auch mit ausländischen Mitbürgern oder dementen Menschen umgehen. Dabei sind interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse eine Hilfe.

Vertiefte Kenntnisse über Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz sind heutzutage Teil des Berufswissens. Teils obliegen solche Kenntnisse aber auch medizinischem Fachpersonal. Eine enge Zusammenarbeit mit den Ärzten im Umfeld ist sinnvoll. Wer mehr über die Auswirkungen solcher Erkrankungen weiß, kann in der Regel besser mit den Betroffenen umgehen. Gleiches gilt für den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen. Respekt ist die Grundlage, um mit anderen Ansichten und religiösen Werten umzugehen.

Schwierig kann es werden, mit unangenehmen, aggressiven oder unsympathischen Menschen umzugehen. Wie man auf diese reagiert, ist oft eine Sache unbewusster Reaktionsmuster. Gegebenenfalls hilft es, sich diese Muster im Rahmen einer Verhaltens- oder Gesprächstherapie anzusehen. Viele Soft Skills sind jedoch persönliche Eigenschaften. Diese hat man idealerweise. Man kann sie jedoch bei einem Mangel daran durch Selbstbeobachtung und stetiges Üben verbessern.

An seiner Teamfähigkeit kann jeder arbeiten (vgl.: Teamfähigkeit lernen). Vielen Menschen in Pflegeberufen hilft eine christliche Orientierung. Andere Helfer finden im Geistestraining des Buddhismus Grundlagen für Übungseinheiten.

Viele Fähigkeiten, die heute erwartet werden, können im täglichen Umgang mit Menschen trainiert werden. Wer sich selbst als ungeduldig im Umgang mit schwierigen Patienten erkennt, sollte sich damit auseinandersetzen. Er muss einen Weg finden, geduldiger und nachsichtiger zu werden. Professionelles Auftreten beinhaltet auch, nicht bestimmte Menschen zu benachteiligen, weil man sie nicht mag. Wertschätzung ist eine notwendige Grundlage für gute Beziehungen. Wer sich selbst nicht wertschätzt, wird das vermutlich auch bei anderen nicht tun. Achtsamkeitstraining und Meditation helfen, innerlich ruhiger zu werden. Sie unterstützen dabei, bei der Arbeit bewusster zu handeln und Felder zu erkennen, in denen die Soft Skills verbessert werden müssen. Ein Tagebuch kann helfen, die Probleme des Tages zu reflektieren, um Lösungen zu finden. Gespräche mit Kollegen können helfen, alltägliche Probleme von einer anderen Warte zu betrachten. Berufskollegen können mit hilfreichen Strategien und Tipps dienen. Auch regelmäßige Mediation ist ein Tool, um in Pflegeberufen besser zusammenzuarbeiten. Ob dafür oder für In-House-Fortbildungen im Alltag Zeit bleibt, ist jedoch eine andere Frage. Oft hängt es vom einzelnen ab, wie sehr er sich in Sachen Soft Skills engagiert. Da die Bedeutung solcher Skills aber zunehmen wird, sollten auch die Arbeitgeber entsprechende Angebote machen.

Das neue Berufs-/Ausbildungsbild „Pflegefachmann/-frau

Zukünftig sollen die bisher unterschiedlichen Berufsausbildungen im Pflegebereich vereinheitlicht und zusammengeführt werden. Der Vorteil liegt darin, dass man sich als ausgebildete Pflegefachfrau oder Pflegefachmann in jedem Bereich der Pflegeberufe bewerben könnte. Man könnte sich also auch nach einigen Jahren in der Altenpflege entscheiden, zukünftig in der Kinderkrankenpflege tätig zu sein oder umgekehrt. Das war bisher nicht möglich. Die bisherige Situation war, dass man nur entweder als Altenpfleger oder als Kranken- bzw. Kinderkrankenpfleger arbeiten konnte. Man hätte also wegen unterschiedlicher Ausbildungen und Vorkenntnisse nicht von einem Pflegebereich in einen anderen wechseln können – unabhängig davon, ob oder dass man die nötigen Soft Skills für Pflegefachkräfte mitbringt. Durch die vereinheitlichte und fächerübergreifende Ausbildung ändert sich das nun. Ein universelles Berufsbild verschafft allen dieselben Chancen am Arbeitsmarkt. Es macht sie aber bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes flexibler.

Die neue Ausbildung zur Pflegefachfrau respektive Pflegefachmann, die seit Januar 2020 angeboten wird, sorgt für identisch ausgebildete Allrounder, die überall im Pflegebereich einsetzbar sind. Dass man sich durch Soft Skills und Berufserfahrung trotzdem Vorteile und Aufstiegschancen erarbeiten kann, ist davon unbenommen. Interessant ist der neue Ausbildungsweg zum Pflegefachmann respektive der Pflegefachfrau für Berufsanfänger. Doch auch wenn jemand den Beruf wechseln möchte und im fortgeschrittenen Alter umschult, ist der Pflegebereich für sozial kompetente Menschen interessant. Die Arbeit mit Menschen empfinden viele Menschen als befriedigender als einen Bürojob. Nach drei Ausbildungsjahren inklusive einiger Praktika sind Pflegefachkräfte im gesamtem Pflegebereich einsetzbar. Dieser Berufszweig wird boomen, denn die Menschen werden immer älter. Sie benötigen Pflege und Unterstützung.

Immer mehr Kinder erkranken schon in jungen Jahren. Zugleich mangelt es an allen Ecken und Enden an ausgebildeten Pflegekräften. Das bedeutet einen Notstand, der Politik und Arbeitgeber zum Handeln zwingt. Die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich werden zunehmend verbessert. Es gibt mittlerweile attraktive Angebote – auch im Bereich Fortbildung oder Sozialleistungen. Die Verdienstmöglichkeiten werden durch den steigenden Mindestlohn weiter verbessert. In Stellenangeboten werden zunehmend Soft Skills gleichberechtigt neben einer soliden Ausbildung als Einstellungsvoraussetzung benannt.

Soft Skills für Pflegefachkräfte | Was braucht der Pflegefachmann oder die Pflegefachfrau von heute an sozialen und kommunikativen Fähigkeiten? (© openlens / Fotolia)
Soft Skills für Pflegefachkräfte | Was braucht der Pflegefachmann oder die Pflegefachfrau von heute an sozialen und kommunikativen Fähigkeiten? (© openlens / Fotolia)

Soft Skills für Pflegefachkräfte | Quellen und weiterführende Ressourcen:

https://www.kursfinder.de/ratgeber/pflegekraefte-bewerber-anforderungen-13733

https://die-pflegebibel.de/2017/09/05/empathie-in-der-bewerbung-pflege-ist-mehr-als-nur-hard-skills/