
Lerntechniken und Schnelllesetechniken
Lese- und Lernkompetenz umfasst die Fähigkeit und Bereitschaft zu effektivem, effizientem, selbstgesteuertem und lebenslangem Lesen und Lernen. Dieses an sich aus zwei Aspekten zusammengesetzte Soft Skill ließe sich sicherlich auch getrennt betrachten, ist aber aus gutem Grund zusammengefasst: Erstens ist „Lesekompetenz“ an sich zwar sehr wohl für den Bildungsgrad und den Erfolg vieler Menschen ein doch einflussreicher Faktor.
Von vielen Ausnahmen abgesehen lässt sich im großen Durchschnitt in der Bevölkerung schon eine Korrelation zwischen Bildung und Einkommen nachweisen. Da Bildung zu einem entscheidenden Teil durch Lesen erzielt wird, sind die Lesefähigkeiten, speziell die Leseeffektivität im Sinne von „Was ist hängengeblieben?“ und die Leseeffizienz im Sinne von Schnelllesetechniken so gesehen ein wichtiger Einflussfaktor für den persönlichen Erfolg und den persönlichen Wohlstand.
Da Lesen allein jedoch – von schöngeistiger und unterhaltender Literatur abgesehen – kein Selbstzweck ist, sondern vor allem Mittel zur Informationsaufnahme, und Informationsaufnahme allgemein wiederum ein Mittel und Weg zum Lernen ist, habe ich im Soft Skills Modell die verschiedenen Aspekte rund um Lesen und Lernen zusammengefasst.
Sich verbessern: auf drei Ebenen
Wie bei allen anderen Soft Skills auch können Sie die Lese- und Lernkompetenz auf drei Ebenen entwickeln:
- Auf der mentalen Ebene geht es vor allen Dingen um Einstellungen zum Lesen und Lernen, z.B. die Einstellung und Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und Glaubenssätze über Funktionieren und Nichtfunktionieren von bestimmten Schnelllesetechniken.
- Auf der Ebene der Modelle geht es um eine Reihe von wissenschaftlichen Erkenntnissen über Lesen und Lernen sowie über Erklärungsmodelle für zum Beispiel Unterschiede in den individuellen Lese- und Lernleistungen von Menschen. Hier gibt es zum Beispiel das Konzept der „Magical Number Seven Plus or Minus Two“ von George Miller, das Konzept der „Vier Stadien des Erlernens einer Fähigkeit“ und die „Vergessenskurve nach Ebbinghaus“.
- Auf der Ebene der Methoden gibt es unzählige (Schnell-)Lese- und Lernmethoden, zum Beispiel das Speed Reading nach Buzan, das PhotoReading, das FlächenLesen, die Methode des „Accelerated Learning“ sowie diverse Mnemo-Techniken, welche das Merken von scheinbar zusammenhangslosen Informationen durch Assoziationsketten, Reimbildung etc. fördern.
Nutzen des Trainings von Lese- und Lernkompetenz
- Sie beschleunigen die Entwicklung Ihres Wissens und Ihres Bildungsgrads.
- Sie können sich Informationen, z.B. Namen, Telefonnummern oder Vokabeln gut bzw. besser als vorher merken.
- Sie machen Wissen besser abrufbar und übergreifender anwendbar, wenn Sie vorhandenes Wissen und neue Informationen effektiv organisieren.
- Sie erhöhen Ihre Merkfähigkeit und Lerneffizienz.
- Sie können mehr Lesestoff in weniger Zeit erarbeiten.
- Sie können gezielter lesen, indem Sie verschiedene Auswahl- und Priorisierungstechniken erlernen und nutzen.
- Sie strukturieren Lesestoff lernfreundlich, so dass Sie mehr vom Gelesenen behalten.
- Der Einsatz von Lesetechniken, insbesondere von Schnelllesetechniken erhöht Ihre Leseeffektivität und Leseeffizienz.
- Das Bewusstsein verschiedener Weisen, Texte zu lesen und Möglichkeiten, das Sichten und Lesen von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen zu organisieren, ermöglicht gezielteres Lesen.
- Sie können größere Informationsmengen selbstbewusster handhaben, indem Sie zum Beispiel Strategien benutzen, um Berge ungelesener Zeitschriften abzubauen.
- Sie sparen Zeit beim Lesen von Zeitungen und Zeitschriften, indem Sie sich die typischen Strukturen von Artikeln zunutze machen und nur die Bereiche lesen, welche die tatsächlich relevanten Informationen enthalten.
Einordnung von Lese- und Lernkompetenz
Lese- und Lernkompetenz ist Bestandteil im Soft Skills Würfel Bestandteil folgender Kompetenzfelder:
Diese Einordnung spiegelt wieder, das Lernen und vor allem beständiges Lernen eine elementare Grundlage für die eigene Handlungsfähigkeit und damit auch Umsetzungskompetenz ist. Nur wer sich beständig weiterbildet durch Lesen und Lernen, kann mit dem technologischen Wandel, der steigenden Komplexität von Aufgaben und Systemen in vielen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen dauerhaft mithalten.
Da es sich beim Lernen und Lesen als Aktivität und beim Lern- und Lesetechniken als Methoden um Aspekte der Soft Skills handelt, welche völlig unabhängig von sozialen Interaktionen trainiert und entwickelt werden können, fällt Lese- und Lernkompetenz klar in den übergeordneten Bereich der „Personalen Kompetenz“.
Die zusätzliche Einordnung in das Kompetenzfeld der „Mentalen Kompetenz“ widerspiegelt die hohe Bedeutung von emotionalen und psychischen Faktoren für die Leseleistung und Lernleistung: Viel hängt vom Glauben („kann“, „kann nicht“, „geht“, „geht nicht“) ab, wenn es darum geht, große Datenmengen zu verarbeiten, Schnelllesetechniken anzuwenden und enorme Mengen an Informationen auswendig zu lernen.
Die Einordnung in den Bereich der Mentalen Kompetenz spiegelt die Bedeutung von lernpsychologischen Aspekten wie Lernhaltung, Lernwillen, Lernmotivation sowie emotionalen und kognitiven Prozessen im Rahmen erfolgreichen und effizienten Lernens wider.
Zitate rund um Lernen und Lesen
Warum glauben Sie gibt es in jeder Villa reicher Menschen eine Bibliothek?
Bodo Schäfer
Vor einigen Jahrzehnten war es dem Durchschnittsbürger noch bequem möglich, die Informationsflüsse zu navigieren. Aber diese Flüsse haben sich jetzt in reißende Ströme verwandelt, die uns zu verschlingen drohen.
Toni Buzan
Mehr zum Thema auf www.soft-skills.com
Besser merken durch Mnemo-Technik und Assoziationsketten
Assoziationen und Zusammenhänge zum Erinnern Die Mnemo-Technik ist eine Methode zum Merken von verschiedenen Begriffen und Wortreihen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Dabei werden alle zu merkenden Begriffe in ein übergreifendes Bild oder eine Geschichte eingebettet und sich dieses Bild vorgestellt. Beispiel: Sie sollen sich die folgende Wortreihe merken: Frau,…
Weiterlesen … Besser merken durch Mnemo-Technik und Assoziationsketten
Effektiver Lesen mit der SQ3R-Methode
Survey, Question, Read, Recite, Review – erfolgreich Lesen in 5 Schritten Eine aus dem angloamerikanischen Raum stammende Lesetechnik ist die SQ3R-Methode. Die Bezeichnung ist auf die fünf Elemente dieser Technik zurückzuführen: Survey, Question, Read, Recite, Review. Diese fünf Elemente bilden die Phasen eines effektiven Lese- und Lernprozesses, wobei die Effektivität hier vor allem auf den…
Vergessenskurve nach Ebbinghaus
Wie schnell vergessen, wie lange erinnern Sie? Die klassische Vergessenskurve nach Prof. Hermann Ebbinghaus beschreibt, dass wir in den ersten zwanzig Minuten nach einer Informationsaufnahme ca. 40% der Informationen wieder vergessen. Hier zeigt sich, wie konsequent und schnell das Kurzzeitgedächtnis Informationen aussortiert, die es für unwichtig oder derzeit nicht bearbeitbar hält – auch wenn „wir“…
Etiketten-Trick zum Vokabellernen
Kleben Sie die Vokabeletikette auf den Gegenstand Eine einfache aber wirkungsvolle Methode zum Lernen von Vokabeln ist der Etiketten-Trick der bekannten Trainerin Vera F. Birkenbihl. Sie empfiehlt in ihrem Buch „Sprachenlernen leicht gemacht“, alle Dinge im Haus, im Büro oder im Auto mit bunten Selbstklebeetiketten zu beschriften, auf denen der jeweilige Gegenstand als fremdsprachliche Vokabel…
Magical Number Seven +/- Two: Unsere Bewusstseinskapazität für 7 Elemente
Die „Magical Number 7“ und unsere Bewusstseins-Kapazität für sieben Items Ein elementar wichtiges Modell für das Verständnis von Lern- und Erinnerungsprozessen ist das Konzept der „Magical Number Seven Plus or Minus Two“. Dieses von dem Psychologen George Miller 1956 nach langen Studien aufgestellte Modell besagt, dass das menschliche Bewusstsein durchschnittlich in der Lage ist, maximal…
Weiterlesen … Magical Number Seven +/- Two: Unsere Bewusstseinskapazität für 7 Elemente
Vier Stadien des Erlernens einer Fertigkeit
Unbewusste / bewusste Inkompetenz / Kompetenz Ein interessantes Modell zum Verstehen verschiedener Lernstadien bzw. Kompetenzniveaus ist das Modell der „Vier Stadien des Erlernens einer Fertigkeit“. Nach diesem Konzept bewegen wir uns typischerweise über folgende Stufen: Unbewusste Inkompetenz Bewusste Inkompetenz Bewusste Kompetenz Unbewusste Kompetenz. Diese Prozess lässt sich leicht am Beispiel des Autofahrens zeigen: (mehr …)