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Präzisionsfalle: Wie Zahlen Präzision und Objektivität suggerieren

Wenn wir in Diskussionen Aussagen hören, die harte, absolute Zahlen in ihren Behauptungen enthalten ...

Wenn Zahlen Präzision und Objektivität suggerieren

Eine typische Methode der Argumentation, Überzeugung und auch Manipulation und mithin zur Stärkung des eigenen Durchsetzungsvermögens ist die so genannten „Präzisionsfalle„. Diese Technik macht sich die etablierte Gutgläubigkeit gegenüber absoluten Zahlen, Prozentsatzangaben sowie statistisch (angeblich) belegten Aussagen zunutze.

Möchten Sie Menschen von einer Aussage, einer Idee oder einem Konzept überzeugen, tun Sie entsprechend der Technik der „Präzisionsfalle“ gut daran, solche „präzisen“ Zahlen in Ihre Argumentation einzubauen. Dabei spielt es erstaunlicherweise oftmals für die Wirkung eines solchen Arguments kaum eine Rolle, ob die Behauptung bzw. Zahlennennung nachprüfbar ist oder nicht. Die verbreitete schulische und akademische Ausbildung, die voller Studien, Umfrageergebnisse und Berechnungen ist, spielt uns einen Streich: Eine Aussage gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn Sie mit (selbst noch so fragwürdigem Zahlenmaterial) „belegt“ wird. Die absolute, konkrete Zahl suggeriert uns (oft), dass die damit verbundene Aussage stimmt.

Typische Sätze/Beispiel für die Präzisionsfalle

„Ich schätze, mindestens 20% der aktuellen Arbeitslosigkeit könnte beseitigt werden, wenn X.“
„Jeder vierte Kunde weiß doch gar nicht genau, ob/wie/dass X.“
„Experten schätzen, dass ca. 3% X.“
„Wir müssen ca. 7% Ausfall einkalkulieren, das haben wir gemacht und insgesamt trägt sich das Konzept.“
„Erst neulich habe ich wieder gehört, dass jeder Deutsche ca. 2,7 Stunden täglich vor dem Fernseher verbringt.“

Die suggestive Wirkung

Das Hinterhältige an der Präzisionsfalle ist die Suggestion, man hätte exaktes Wissen. Dies ist aber nur in den seltensten Fällen gegeben. Sobald wir scheinbar genaue Zahlen und Prozentangaben hören, assoziieren wir das Ganze mit wissenschaftlich fundierten Fakten. Der Glaube, dass die damit verbundenen Aussagen und Behauptungen statistisch sauber durchgeführten Studien, Experimenten und Befragungen entsprüngen und gängige wissenschaftliche Qualitätsmaßstäbe wie Objektivität, Validität und Reliabilität erfüllten, erweist sich in den meisten Fällen als Irrglaube.

Die Wirkung der „Präzisionsfalle“ und die dahinterliegenden Denkmuster zu kennen und zu erkennen, ist eine elementare Fähigkeit, um sich in einer Welt voll Manipulation und Verführung Werbung, Politik und Medien allgemein den gesunden und kritischen Menschenverstand und das eigene Urteilsvermögen zu erhalten. Auf der anderen Seite können Sie die Präzisionsfalle auch zur Methode machen und einsetzen, um wiederum andere von etwas zu überzeugen und eigene Standpunkte durchzusetzen. Nutzen Sie dafür die Macht der Zahlen, Prozentangaben und statistischen Aussagen oder Schätzungen, um Ihren Aussagen mehr praktische (nicht echte) Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie werden erstaunt sein, wie viele Menschen sich dadurch beeinflussen lassen, ohne entsprechende Zahlenangaben oder Schätzungen zu hinterfragen.

Zusammenfassung

  • Menschen neigen tendenziell dazu, Aussagen mehr Glauben zu schenken, die mit Zahlenangaben, Prozentangaben und geschätzten Werten und Relationen unterlegt werden.
  • Die Präzisionsfalle wirkt, weil wir in einem typischen Denkmuster absolute und relative Angaben unbewusst mit objektiver Statistik, wissenschaftlichen Studien und mithin hoher Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit assoziieren.
  • Das Kennen und Erkennen der Präzisionsfalle schützt vor Manipulation, kann aber selbst auch gezielt zur Steigerung des eigenen Durchsetzungs- und Überzeugungsvermögens eingesetzt werden (vgl. Durchsetzungsvermögen stärken).

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