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Feindbilder fördern Gruppenzusammenhalt

Freund und Feind - diese Trennung fördert die Gruppenidentifikation (© Thomas Reimer / Fotolia)

Identitätsstiftende Abgrenzung und Konkurrenz

Für das Verständnis der Gruppendynamik in Teams ist es notwendig, Einflussfaktoren auf den Gruppenzusammenhalt (Gruppenkohäsion) zu kennen. Für die Leitung von Teams, insbesondere für die Motivierung der Teammitglieder sowie für das Konfliktmanagement im Team ist es darüber hinaus hilfreich, diese Faktoren auch selbst einsetzen und steuern zu können.

Wie verschiedene Studien belegen: Die Existenz einer konkurrierenden Gruppe B fördert den Zusammenhalt der Gruppe A. Für die Gruppe A erlaubt die Existenz einer Gruppe B eine Abgrenzung („wir sind folgendes nicht: [Merkmale von B]…“). Diese Abgrenzung wirkt identitätsstiftend. Jede Gruppe erkennt sich und ihre Gruppenmitglieder an gemeinsamen Eigenschaften.

„Wir sind wir, und anders als die Anderen“

Etwas bestimmtes nicht zu sein, nicht zu mögen oder nicht zu tun, kann auch eine wichtige Gemeinsamkeit sein. Das Wissen und Bewusstsein „wir sind nicht wie B“ stärkt das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe A. Die Wirkung dieser Abgrenzung ist umso größer, je stärker ein Feindbild gegen die Gruppe B aufgebaut wird. Politiker, insbesondere aber Propagandisten und Diktatoren sind sich dieser Wirkung wohl bewusst und bauen gezielt Feindbilder auf, um diese Wirkung zu nutzen: Sie suchen sich eine kleine Minderheit in der Gesellschaft, klassifizieren sie als Feinde, Gegner oder Schädlinge und stärken so die innere Einheit der eigenen Gruppe.

Der Zusammenhalt in der Gruppe A steigt in dem Maße, wie die Gruppe A von der Gruppe B angegriffen wird. Je stärker die Angriffe dabei das Ansehen der Gruppe in Mitleidenschaft ziehen und damit den Gruppenwert aber auch individuellen Selbstwert als Mitglied der Gruppe ankratzen, umso höher wird in einer Trotz- und Verteidigungsreaktion die Identifikation des Einzelnen mit der Gruppe. Dies erklärt, warum gerade kleine und verfolgte Minderheiten so stark zusammenhalten. Das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Gruppe und die Loyalität und Opferbereitschaft für die Gruppe wächst mit der Zahl und Intensität der Angriffe auf sie.

Segregation: Je mehr wir uns von anderen abgrenzen, umso stärker fühlen wir Zusammenhalt in unserer eigenen Gruppe (© iQoncept / Fotolia)

Segregation: Je mehr wir uns von anderen abgrenzen, umso stärker fühlen wir Zusammenhalt in unserer eigenen Gruppe (© iQoncept / Fotolia)

Zusammenfassung

  • Die Existenz anderer, gegensätzlich ausgerichteter Gruppen wirkt durch Abgrenzungsmöglichkeiten identitätsstiftend für die eigene Gruppe.
  • Der Gruppenzusammenhalt (die Gruppenkohäsion) wird durch Angriffe von außen auf die Gruppe gesteigert.
  • Die Loyalität und Opferbereitschaft der Mitglieder in einer Gruppe steigt in dem Maße, in dem die Gruppe isoliert wird und propagandistisch Feindbilder gegen sie aufgebaut werden.

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