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Durchsetzungsvermögen: Wie definiert sich das? Wie kann man es lernen, trainieren, stärken?

Durchsetzungsvermögen (© Jörn Buchheim / Fotolia)

Durchsetzungsvermögen trainieren

Ein angemessenes Durchsetzungsvermögen macht sich beruflich wie privat bezahlt. Bereits das Kind lernt, sich zu behaupten und seinen Willen durchzuboxen. Reicht dazu anfangs mitunter ein Wutanfall aus, so ist mit dieser Verhaltensstrategie im späteren Leben nicht gedient. Namentlich schüchternen Menschen ist es kein Leichtes, ihren Standpunkt konsequent zu vertreten und nicht vorschnell klein beizugeben. Regelmäßig handeln sie wider ihre Interessen und leiden unter den Auswirkungen ihrer Handlungsschwäche. Doch mangelndes Durchsetzungsvermögen muss nicht sein. Man kann Durchsetzungsvermögen lernen, trainieren, stärken

Was ist Durchsetzungsvermögen?
Durchsetzungsvermögen bezeichnet schlicht und einfach die Fähigkeit, allen Widerständen zum Trotz seinen eigenen Meinungen, Vorstellungen und Ideen zum Durchbruch zu verhelfen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Balance zwischen Durchsetzung und Kompromiss: die Einschränkung

So leicht es auch fällt, für Durchsetzungsvermögen eine Definition anzugeben, so schwer ist es, von Durchsetzungskraft / Durchsetzungsstärke angemessen Gebrauch zu machen. Nicht von ungefähr kursiert das Synonym Einfluss. Ihn zu haben und ihn auszuüben sind zweierlei Stiefel. Dementsprechend ist auch von einer potenziellen und einer effektiven Wirkung einer Person auf andere die Rede.

Wann ist die eigene Interessenvertretung sinnvoll?

Während die Durchsetzungskraft im Berufsalltag durchaus begrüßt wird, hält sich im Privatleben die Freude darüber in Grenzen. Nicht selten wird mit ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen mangelnde Kompromissbereitschaft assoziiert. Insofern ist es alles andere als opportun, auf Teufel komm‘ raus auf seinem Standpunkt zu beharren. Vielmehr bedarf es der nötigen Vernunft und Sensibilität, um mit einem unangebrachten Durchsetzungsverhalten Ehe und Freundschaften nicht unnötigerweise aufs Spiel zu setzen.

Von der Selbsteinschätzung zur Selbstsicherheit: die Voraussetzung

Durchsetzungsstark wird nur, wer sich nicht zu schade ist, sein Verhalten unausgesetzt zu hinterfragen. Die kritische Auseinandersetzung mit sich selbst macht einem die Fehler und Schwächen einer Handlung nachhaltig bewusst und rüstet einen für ähnlich gelagerte Fälle in der Zukunft.

Welche Fragen helfen bei der Selbsteinschätzung der eigenen Durchsetzungskraft?

Ob es jemandem an Durchsetzungsvermögen mangelt, weiß er intuitiv. Woran es im Detail hapert, erfährt eine Person, indem sie sich die folgenden Fragen stellt:

  • Ist es mir möglich, mich in Diskussionen aktiv einzubringen und die eigene Meinung zu vertreten?
  • Mache ich Vorschläge und äußere meine Meinung ungeachtet der möglichen ablehnenden Reaktion der anderen Diskussionsteilnehmer?
  • Behalte ich auch bei erbittertem Widerstand die Oberhand und vermag, ruhig und sachlich zu argumentieren?
  • Nehme ich Lob und Anerkennung dankend an, ohne meine Erfolge zu schmälern?
  • Bin ich mir meiner Leistungen bewusst und kann meine Erfolge richtig kommunizieren?

Selbst bei einer traurigen Bilanz mit wenigen positiven Antworten besteht kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Immerhin hat fast jeder Wege und Möglichkeit, sein Durchsetzungsvermögen stärken zu können.

Was unterscheidet die Selbstsicherheit vom Selbstvertrauen?

Eine ehrliche Selbsteinschätzung des Durchsetzungsvermögens hilft, nach und nach jene Selbstsicherheit zu erlangen, die unabdingbar für eine gesunde Durchsetzungskraft ist (siehe auch: Selbstsicherheit aufbauen). Während die Selbstsicherheit aber die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse im sozialen Umfeld sicherstellt, drückt sich im Selbstvertrauen lediglich die subjektiv empfundene Sicherheit einer Person aus, den sozialen Herausforderungen gewachsen zu sein. Siehe auch: Selbstbewusstsein, Selbstunsicherheit vs. Minderwertigkeitsgefühle. sowie das folgende Youtube-Video; dort wird erklärt, dass man sich vor allen seiner eigenen Stärken bewusst sein muss, wenn man seine Selbstsicherheit und sein Durchsetzungsvermögen stärken will.


Exkurs: Durchsetzungsvermögen bei Kindern

Wie lernen Kinder, sich durchzusetzen?

Früh übt sich. Eltern sind dazu angehalten, nichts unversucht zu lassen, ihren Kindern zu einem gesunden Durchsetzungsvermögen zu verhelfen. Möglich ist das ausschließlich dann, wenn sich das Kind geborgen und geliebt fühlt. Es muss die Chance erhalten, ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Der Streit ist eine wunderbare Schule, sich durchsetzen zu lernen. Natürlich nerven die ewigen Streitereien unter Kindern. Auch ist eine Eskalation des Streits ebenso unerwünscht wie eine Geschwisterstreiterei, aus der ohne Intervention der Eltern stets das gleiche Kind als Sieger hervorginge. An sich sind aber Streitereien unter Kindern eine wichtige Lernerfahrung (siehe auch: Streitkultur entwickeln), weil sie einem Kind die Möglichkeit geben, sich als Sieger zu fühlen und auf dem Weg dorthin immer wieder unterschiedliche Verhaltensstrategien auszuprobieren. Eine unbedachte, vorschnelle Intervention der Eltern wäre dabei kontraproduktiv. Auch dürfen Eltern nicht vergessen, dass es andere Methoden als Aggression und Gewalt gibt, um sich durchsetzen zu lernen. Zu Handgreiflichkeiten neigt das Kind nämlich namentlich dann, wenn es keine andere Möglichkeit sieht, sich zu behaupten.

Was verspricht mehr Durchsetzungsvermögen bei Kindern?

Jeder Lehrer, auch der durchsetzungsstarke, kennt sie: Verhaltensauffällige Kinder, die unentwegt den Unterricht stören, gehören beinahe schon zum Alltag. Wenn mit Lob und positiver Verstärkung ebenso wenig zu erreichen ist wie mit Strafpredigten, ist es kein Wunder, dass die Lehrer verzweifeln. Immerhin wird von ihnen gemeinhin erwartet, dass sie sicher auftreten und sich durchsetzen im Job. Durchsetzungsvermögen bei Kindern ist also ein zweiseitiges Schwert: einerseits geht es darum, dass sich Erwachsene (Lehrer, Eltern) gegenüber Kindern durchsetzen können sollen und oftmals sinnvoll auch müssen. Gleichzeitig will man aber auch das Durchsetzungsvermögen bei Kindern selbst schulen, um sie zu sozial kompetenten und erfolgreichen Akteuren in unserer Gesellschaft zu machen. Obwohl beides nach einen Widerspruch klingt, muss man das situativ sehen, wie im Leben auch: Mal kann sich der eine duchsetzen, mal der andere. „Verhaltensauffällige“ Rabauken müssen lernen, dass sie nicht immer die Oberhand gewinnen können und dürfen. Und auch wir Erwachsene sind heute (zumindest die meisten) bereit, einen Konflikt und eine schwierige Situation mit den Kindern auch mal als „Verlierer“ zu verlassen, um dem/der Kleinen auch einmal positive Selbstbestätigung zu geben, einen Konflikt „gewonnen“ zu haben und sich durchgesetzt zu haben.

Für Lehrer gilt: Nachdem in der rauen Schale meistens ein weicher Kern steckt, ist es ratsam, das Vertrauen des kleinen Störenfrieds im Einzelgespräch zu suchen. Die Frage nach den Hobbys als harmloser Gesprächsauftakt mag dabei ebenso nützlich sein wie die teilweise Zusicherung der Vertraulichkeit des Gesprächs. Weiß das Kind, worüber Eltern und Lehrer informiert werden, schöpft es Vertrauen. Das schafft endlich den reibungslosen Übergang zu den eigentlichen Problemen des Kindes, die es abzustellen gilt. Ausgewählte Schwerpunkte in der erwünschten Verhaltensänderung überfordern das Kind nicht, während sichtbare Erfolge das Kind motivieren, weiter an sich zu arbeiten.

Exkurs: Was gehört zum Wesen durchsetzungsstarker Führungskräfte?

Dass die Schwierigkeiten des Durchsetzungsvermögens durch Beispiele aus dem Berufsalltag deutlicher werden als durch Situationen des Privatlebens, überrascht wenig. Immerhin ist der Kompromiss bekanntlich vornehmlich nach Büroschluss ein Thema. Das Geschäftsleben fordert hingegen namentlich im gehobenen Management oft Durchsetzungsstärke um jeden Preis. Es ist Ausdruck von Entschlossenheit, Verhandlungsstärke (vgl.: Verhandlungsgeschick / Verhandlungskompetenz) und Ausdauer.

Entscheidend sind ausgewogene Durchsetzungsfähigkeiten. Einesteils ist es an den Führungskräften, ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen, andernteils dürfen sie ihre Mitarbeiter keinesfalls von oben herab behandeln (siehe auch Führungskommunikation). Ein Einlenken muss drin sein, ohne das Selbstbewusstsein zu erschüttern. Ein kleines Zugeständnis dient der Motivation der Mitarbeiter, solange der Chef das große Ganze nicht aus den Augen verliert. Er muss sich durchsetzen im Beruf und von daher bei Bedarf im Stande sein, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen. Bleibt er stets Herr der Lage und sieht in einer schwierigen Situation die Chance einer positiven Veränderung, schenken ihm die Mitarbeiter Vertrauen. Ohne souveränes Auftreten der Spitzenkräfte des Unternehmens ist an ein förderliches Betriebsklima nicht zu denken.

Um nichts weniger gefragt sind Führungsqualitäten von Teamleitern (siehe auch Führungskräftecoaching), nachdem Produktinnovationen selten Einzelpersonen geschuldet sind. Naturgemäß gibt es auch in Teams Mitglieder, die sich von Haus aus besser durchsetzen im Beruf als andere. Es ist deshalb am Teamleiter, die dominanten Mitarbeiter zu zügeln und im gleichen Atemzug die zurückhaltenden Mitarbeiter aus der Reserve zu locken.

Das A und O im Umgang mit Geschäftspartnern besteht darin, entscheidende Verhandlungspunkte hartnäckig zu vertreten und bei weniger wichtigen Verhandlungspunkten Kompromissbereitschaft zu zeigen. Damit steht einer Win-Win-Situation nichts im Weg.

Durchsetzungsvermögen lernen (© Robert Kneschke / Fotolia)

Durchsetzungsvermögen lernen (© Robert Kneschke / Fotolia)

Exkurs: Ist es um das Durchsetzungsvermögen der Frauen wirklich denkbar schlecht bestellt?

Das Klischee des mangelnden Durchsetzungsvermögens der Frauenzimmer hält sich hartnäckig. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid zufolge attestieren jedoch knapp zwei Drittel der Deutschen den Frauen größere Durchsetzungsfähigkeiten als Männern. Umso mehr verwundert das Bild des Berufsalltags. Männer können sich durchsetzen im Job, Frauen indes lediglich dann, wenn sie ähnlich aggressiv sind. Zumindest sind 44 Prozent der weiblichen Befragten und 41 Prozent der männlichen Befragten davon überzeugt. Gleichzeitig wünschen sich aber 60 Prozent der Befragten nicht, dass die holde Weiblichkeit Anleihen bei den Mannsbildern macht und verstärkt aller Welt die Krallen zeigt. Männern sieht es Otto Normalverbraucher nämlich eher nach, wenn sie aggressiv und böse sind.

Durchsetzungsvermögen trainieren (© Robert Kneschke / Fotolia)

Durchsetzungsvermögen trainieren (© Robert Kneschke / Fotolia)

Durchsetzungsvermögen lernen und stärken
Trainingsmaßnahmen für den Alltag

Durchsetzungsvermögen trainieren heißt nicht, keinen Stein auf dem anderen zu lassen und aus sich quasi von heute auf morgen eine völlig andere Person zu machen. Vielmehr braucht es Zeit und Geduld, damit der Veränderungsprozess zu mehr Durchsetzungsstärke von Erfolg gekrönt ist. Kleine Maßnahmen lassen sich problemlos in den Alltag einbauen. Gehen sie einem nach und nach in Fleisch und Blut über, ist das der beste Beweis dafür, dass sich Durchsetzungsvermögen lernen und stärken lässt.

Ist die Vorbereitung perfekt?

Mit einer gründlichen Vorbereitung auf Meetings und Verhandlungen ist die Gefahr gebannt, Argumenten nicht mit stichhaltigen Gegenargumenten begegnen zu können. Wer sachlich argumentativ überzeugen kann, findet eher Gehör und hat es entschieden leichter, andere für seine Ideen zu erwärmen.

Verdeutlicht eine präzise Ausdrucksweise den Standpunkt?

Eine klare Sprache fördert das Verständnis und vermeidet Missverständnisse. Für den Konjunktiv ist ebenso wenig Platz wie für Füllwörter und Pausenfüller à la „äh“ oder „ähm“.

Zeugen Körpersprache, Haltung und Stimme von Sicherheit?

In Mimik und Gestik muss sich nicht anders als in Haltung und Stimme das Selbstbewusstsein abzeichnen. Eine gerade, aufrechte Körperhaltung ist ein Anfang, ein ruhiger, gleichmäßiger Atem im Verein mit einer langsamen, artikulierten Sprechweise eine wünschenswerte Ergänzung.

Sind Signale der Unsicherheit tabu?

Der Blickkontakt ist ein Indiz für Selbstsicherheit und Durchsetzungsfähigkeiten. Ausweichende Blicke, nervöse Gesten wie das Herumspielen mit Kugelschreibern und verlegenes Lächeln sind hingegen tunlichst zu vermeiden.

Sind Emotionen mit von der Partie?

Finden die einen Emotionen unpassend, sind andere hin und weg, wenn der Redner mit Verve für seine Sache eintritt. Mithin bedarf des nötigen Fingerspitzengefühls, um seine Zuhörer nicht durch unbotmäßigen Enthusiasmus zu vergraulen.

Werden genug suggestive Rückfragen gestellt?

Die Zuhörer durch Fragen ins Gespräch einzubinden ist seit alters eine gute Idee. Sie wollen sich verstanden fühlen, ihre Meinung kundtun, kurzum respektiert werden.

Ist die Ablehnung eine Option?

Wenn einem etwas wider den Strich geht, muss ein Nein drin sein. Es wäre grundfalsch, gegen seine innere Überzeugung zu einer Sache seinen Segen zu geben. Eine Ablehnung mag zwar im ersten Moment unangenehm sein, auf lange Sicht wirkt sie aber respekteinflößend.

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